Ein Elefant, der nicht eine Person, sondern gleich fünf Studenten auf dem Rücken tragen muss – diese Bilder stossen bei vielen Facebook-Nutzern sauer auf. «Im Ausland den moralischen Zeigefinger erheben, und in der Schweiz ist es wieder lustig. Furchtbar, diese Heuchelei», heisst es in einem Kommentar. Oder auch: «Tiere sollten nicht zu unserer Belustigung benutzt werden.»
Die Fotos entstanden in der sogenannten Frackwoche der Hochschule für Technik (HSR) in Rapperswil SG. Die angehenden Maschinenbau-Ingenieure feiern dabei ihre letzte Unterrichtswoche an der Hochschule. Die Absolventen sind mit Bart und Frack, die Absolventinnen im Biedermeier-Stil ausgestattet. Dass der Ausflug für so viel Ärger sorgen würde, hätte wohl keiner der Beteiligten gedacht. Auch nicht die HSR – schliesslich veröffentlichte diese die Bilder selber auf Facebook.
«Von der Bildungselite sollte man mehr erwarten dürfen»
Viele Facebook-Nutzer nerven sich vor allem darüber, dass sich gerade Studenten zu einer solchen Aktion hinreissen lassen. «Von der Bildungselite sollte man mehr erwarten dürfen. Ganz traurig», schreibt zum Beispiel ein Mann auf Facebook. In den Kommentaren wird auch verlangt, dass die Hochschule Rapperswil sowie der Kinderzoo eine Stellungnahme zur Aktion abgeben sollen.
Bei beiden tut man sich auf Anfrage von BLICK schwer damit. Willi Meisner von der HSR sagt lediglich: «Die Studierenden haben am Elefantenreiten des Kinderzoos teilgenommen, das dreimal pro Tag stattfindet und allen Kinderzoo-Besuchern offensteht.»
Der Kinderzoo Rapperswil selbst teilt mit, man sei für Fragen heute nicht erreichbar.
«Kann verstehen, dass sich die Leute aufregen»
Musste der Elefant unter dem Gewicht leiden? Samuel Furrer (51) von der Fachstelle für Wildtiere beim Schweizer Tierschutz sieht die Aktion nicht so eng. Er sagt zu BLICK: «Nach meiner Einschätzung dürfte das keine all zu grosse Belastung für den Elefanten sein.» Das Gewicht der fünf Leute entspreche etwa zehn Prozent des Eigengewichts des Tiers – für den Elefanten sei das problemlos machbar. «Natürlich sollte die Last gleichmässig verteilt sein und die Bewegung des Kopfs nicht beeinträchtigt werden», sagt Furrer. In diesem Fall scheine diesbezüglich aber alles in Ordnung zu sein.
«Ich kann aber verstehen, dass sich Leute darüber aufregen», sagt Furrer. Rein von der Belastung her sei die Aktion tolerierbar – es sei mehr eine ethische Frage, ob man das machen sollte oder nicht. «In Thailand beispielsweise raten wir vom Elefantenreiten klar ab, da wir die Haltungsbedingungen nicht kennen.» Im Kinderzoo Rapperswil sei die Haltung der Tiere aber gut, betont Furrer. (bra)