Fast-Crash mit Postauto von Altenrhein
Die hilflosen Funksprüche der Bruch-Piloten!

Sie redeten aneinander vorbei, bremsten zu spät und überlegten zu wenig: Der Untersuchungsbericht des Bundes lässt kein gutes Haar an den Piloten, die mit ihrem Flugzeug 2012 in Altenrhein fast in einen Bus gekracht waren.
Publiziert: 01.12.2014 um 17:29 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:32 Uhr

Nach Aufsetzen der Maschine auf der Landebahn konnte der Co-Pilot nur noch die Daumen drücken. «Hoffentlich kommt das gut», sagte er, kurz bevor das Flugzeuge über die Landebahn schnellte, den Begrenzungszaun durchbrach, die Strasse überquerte und in einem Maisfeld zum Stillstand kam.

Er und der Kommandant der Maschine hatten Glück. Nur ganz knapp entgingen sie einem Crash mit einem Linienbus, der wenige Sekunden zuvor über den Rheinholzweg gefahren war. Dank eines beherzten Tritts auf das Gaspedal konnte der Buschauffeur sich und die 90 Passagiere vor einer Katastrophe bewahren.

Mangelhafte Kommunikation war schuld

Das war am 6. August 2012. Zweieinhalb Jahre nach dem Unglück hat die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle (Sust) nun ihren Bericht zur Fast-Katastrophe veröffentlicht. Er kommt zum Schluss, dass nicht technische Mängel, sondern mangelhafte Kommunikation und Zusammenarbeit im Cockpit verantwortlich für die missglückte Landung waren, berichtet heute das «St. Galler Tagblatt». Ausserdem seien die Landeklappen blockiert und die Vollbremsung nach der missglückten Landung zu spät eingeleitet worden.

Die Maschine der marokkanischen Dalia Air war von Genf nach St. Gallen-Altenrhein unterwegs gewesen. Nach Kontaktaufnahme mit dem Tower beschlossen die Piloten, von Westen her zu landen. Doch die Details des Anflugs wurden nicht besprochen, auch dem Rückwind wurde kaum Beachtung geschenkt. Als die Landebahn in Sicht kam, befahl der Kommandant, die Landeklappen und das Fahrwerk voll auszufahren. Doch die Klappen blockierten, weil diese Stellung aus technischen Gründen bei der Maschine nicht gebraucht werden durfte.

Maschine startete durch

«Ich sehe nichts», sagte der Kommandant wenige Sekunden später. «Geh, sink ab, sink ab», meinte der Co-Pilot. Sein Kollege folgte der Anweisung, obwohl er ein zweites Mal betonte, nichts zu sehen.

Dann war es still im Cockpit. Die Piloten merkten, dass sie für eine Landung viel zu schnell unterwegs waren. Sie beschlossen, durchzustarten. Zu einem Zeitpunkt, als sich die Maschine nur noch 30 Zentimeter über Boden befand.

Anstatt den misslungenen Landenanflug zu diskutieren, wurde gleich danach zum zweiten Landeversuch angesetzt – noch immer mit blockierten Klappen. Das sei schwer verständlich, heisst es im Sust-Bericht. «Es bestand für die Besatzung zu keinem Zeitpunkt die Notwendigkeit für ein rasches Handeln.» Es sei noch genügend Treibstoff vorhanden gewesen, um auf einen Flughafen mit einer längeren Piste auszuweichen.

«Hoffentlich kommt das gut»

Die Besatzung war überfordert, so der Schluss der Experten. Das zeige die Kommunikation im Cockpit sowie die Tatsache, dass die Piloten nicht auf die akustischen Warnsignale reagierten. «Los, los, alles kommt gut», sagte der Co-Pilot, als der Pilot bemerkte, dass sie ein Problem hätten. «Du machst das gut», lobte er.

Das entsprach allerdings alles andere als der Wahrheit. Zu spät und mit viel zu hoher Geschwindigkeit setzte das Flugzeug schliesslich auf der Landebahn auf. Statt sofort eine Vollbremsung einzuleiten, zögerten die Piloten. Erst kurz vor Pistenende sei das Pedal ganz durchgedrückt worden, steht im Bericht.

30 Meter nach Ende der Landebahn kam die Embraer Phenom 300 schliesslich zum Stillstand. Sie wurde stark beschädigt. Die Flugzeug-Insassen – zwei Piloten und eine Passagierin – konnten das Flugzeug unverletzt verlassen. (lha)

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