Es hätte ein gemütlicher Zmittag für Mutter und Tochter werden sollen. «Ich freue mich!», schreibt Esther P.* (65) auf Whatsapp, bevor sie zu Belinda P.* (32) in Frauenfeld TG aufbricht. «Sie war auf dem Weg zu mir, kam aber leider nie an», sagt die Pole-Fitness-Unternehmerin und Kundenberaterin zu Blick.
Stattdessen stehen am Montagnachmittag plötzlich zwei Polizisten der Kantonspolizei Thurgau vor ihrer Wohnungstür und überbringen die traurige Nachricht, dass P.s Mutter bei einem Verkehrsunfall äusserst schwer verletzt wurde. «Das kam für mich aus völlig heiterem Himmel. Ich war davon ausgegangen, dass sie sich verspätet hatte oder ihr etwas dazwischengekommen war», sagt P.
«Ihr Zustand kann sich minütlich ändern»
Das Drama ereignete sich am Montag gegen 11.30 Uhr auf der Frauenfelderstrasse zwischen Herdern und Bornhausen TG. Esther P. gerät mit ihrem Opel aus unbekannten Gründen auf die Gegenfahrbahn und kollidiert dort frontal mit einem korrekt entgegenkommenden Betonmischer. Während der LKW-Chauffeur (37) den Crash unverletzt übersteht, müssen die Einsatzkräfte Esther P. aus ihrem völlig zerstörten Auto schneiden. Sie wird anschliessend von der Rega mit schweren Kopfverletzungen ins Spital geflogen.
Dort ist Esther P. zunächst noch bei Bewusstsein, wird von den Ärzten aber bald darauf in ein künstliches Koma versetzt, wie Belinda P. berichtet – eine Sicherheitsmassnahme. «Es geht darum, ihren Hirndruck zu reduzieren, damit sie operiert werden kann. Der Zustand kann sich quasi minütlich ändern», so die Tochter.
P. geht bewusst offen mit dem Unfall um
P. hat den Horrorunfall ihrer Mutter aktiv auf Social-Media-Kanälen geteilt. «Ich wollte dadurch Freunde von ihr informieren, dass es sich um meine Mutter handelt. Sie kennt so viele Menschen. Und es ging mir auch darum, mehr über die Hintergründe des Unfalls zu erfahren», erklärt die gebürtige Bündnerin.
So habe sie inzwischen etwa in Erfahrung bringen können, dass Esther P. früher als zunächst vermutet auf die Gegenfahrbahn gekommen sein dürfte. Denn der LKW-Fahrer habe vor dem Zusammenstoss noch gehupt und danach verhältnismässig früh abgebremst. «Ansonsten wäre der Unfall wohl noch schlimmer ausgegangen. Wenn man sich die Bilder anschaut, ist es schon so ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebt. Es waren ungeheure Kräfte im Spiel», sagt Belinda P.
Dramatische Situation am Krankenbett
Seither wacht sie täglich am Krankenbett von Esther P. und versucht ihrer Mutter in dieser kritischen Phase bestmöglich beizustehen. «Ich versuche, ihr Kraft zu geben. Aber es zerreisst mir natürlich das Herz, sie in diesem Zustand zu sehen. Sie muss kämpfen. Alles ist jetzt von ihrem Lebenswillen abhängig.» Man müsse nun von Tag zu Tag schauen und hoffen, dass sich ihr Zustand bald verbessert.
Halt geben Belinda P. nicht zuletzt die zahlreichen Rückmeldungen aus ihrem Umfeld. «Ich erhalte ausserordentlich viel Unterstützung in dieser für die gesamte Familie ausserordentlich schwierigen Situation. Ich habe von Freunden und Bekannten erfahren, die meine Mutter in ihre Gebete aufgenommen haben und mir viel Kraft wünschen», so die Ostschweizerin.
* Name bekannt