Die 17-jährige Christina ist der neue Esoterik-Star
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Esoterik-Star:Die 17-jährige Christina ist der neue Esoterik-Star

Esoterik-Star Christina von Dreien füllt Hallen
Ist diese 17-Jährige die neue Uriella?

Mit ihren Heilsversprechen feiert Christina von Dreien (17) in der Schweiz, in Deutschland und Österreich grosse Erfolge. In mancher Hinsicht erinnert die Esoterikerin an die verstorbene Sektenführerin Uriella (†90).
Publiziert: 27.02.2019 um 14:26 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2021 um 16:11 Uhr
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Erst 17 Jahre alt und schon Guru: Christina Meier alias Christina von Dreien.
Foto: imago/Bluegreen Pictures

Das Licht ist eine gute Sache. Das hat schon die soeben verstorbene Uriella (†90) so gesehen. Ihre Sekte nannte sie deshalb Fiat Lux, auf Deutsch «Es werde Licht!». Dass das Licht bei den Massen gut ankommt, hat auch das selbsternannte Medium Christina von Dreien (17) erkannt. Von der Schweizerin aus dem Toggenburg, die eigentlich Christina Meier heisst, kommen Weisheiten wie diese: «Ich will den Menschen einfach das Licht und den Frieden zurückbringen. Dann löst sich das Unlicht von alleine auf.»

Mit Unlicht – was auch immer damit genau gemeint ist – wollen die Heerscharen von Anhängern, die Christina von Dreien bei ihren Seminaren an den Lippen hängen, nichts zu tun haben. Die Veranstaltungen, die nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Österreich und Deutschland stattfinden, sind trotz des stolzen Eintrittspreises von 190 Franken meistens ausverkauft.

«Vorstellung vom nahenden Paradies»

Religionsexperte Georg Otto Schmid (52) von der Sekten-Informationsstelle Relinfo.ch sieht bei dem selbsternannten Medium zahlreiche Parallelen zu Sektenführerin Uriella. «Christina Meier ist in manchem die Nachfolgerin von Uriella», sagt Schmid zur «Aargauer Zeitung». «Wie Uriella tritt sie gern und oft in den Medien auf. Wie Uriella befeuert sie die Vorstellung vom nahenden Paradies, in dem alles anders und für ihre Anhänger besser sein wird.»

Ganz so unverschämt wie Uriella ist die 17-Jährige laut Schmid jedoch nicht. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden sei, dass Meier keine Heilmittel verkaufe oder schwerkranken Menschen Wunderheilungen verspreche. Schmid: «Was ihre Medienpräsenz und ihre Weltanschauung anbelangt, ist sie mit Uriella aber über weite Strecken auf einer Wellenlänge.»

Mutter: «Stark erweitertes Bewusstsein»

Christina von Dreien verkauft neben den Tickets für ihre Seminare auch erfolgreich Bücher. Geschrieben wurden diese von ihrer Mutter, Bernadette Meier. Die ehemalige Leichtathletin und Naturheilpraktikerin stilisiert darin ihre Tochter zum Medium hoch. «Sie wurde mit einem stark erweiterten Bewusstsein geboren», heisst es da etwa. Christina stehe in einer bewussten Verbindung mit «höherdimensionalen Sphären und Zivilisationen des Lichts».

Verleger Ronald Zürrer vom Govonda-Verlag sieht in Christina von Dreien allerdings keine Anführerin einer Bewegung. Er sagt zur «Aargauer Zeitung»: «Ich gehe nicht davon aus, dass Christina die neue Leuchtfigur der Schweizer Spirituellen werden wird, geschweige denn es werden möchte», sagt er. «Die neue Form der Spiritualität, für die Christina steht, zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass sie die überholten Konzepte von Führerschaft und von religiöser Bevormundung infrage stellt und überwindet.»

Esoterik boomt

Auf Anfrage der Zeitung erklärt Christina von Dreien, sie habe Uriella nicht gekannt und könne daher nicht viel über sie sagen. Grundsätzlich sei es aber wichtig, niemandem einfach so blind zu folgen. «Andere Menschen können uns Ideen, Inputs und Vorschläge geben. Aber nur wir selbst wissen, was der richtige Weg für uns ist.»

Das SonntagsBlick Magazin besuchte im vergangenen Jahr ein Seminar von Christina von Dreien in Basel. Ein Blick in Saal zeigte der Reporterin damals, dass der Esoterik-Superstar bei einer breiten Bevölkerungsschicht ankommt. Da hätten Leute aus der Mitte der Gesellschaft gesessen. «Esoterik boomt nicht nur bei Spinnern», folgert der Bericht.

Oft handle es sich bei den Gästen um Frauen zwischen 40 und 50, die gut gebildet und weltoffen seien. Man glaube zwar nicht zwingend an Engel und Jenseitskontakte, mache aber Yoga, Meditation und schamanische Ayahuasca-Rituale. «Esoterik passt zum modernen Selbstfindungstrend.» (noo)

Fiat-Lux-Sektenführerin Uriella ist tot
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Kurz nach dem 90. Geburtstag:Fiat-Lux-Sektenführerin Uriella ist tot
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