Erstmals spricht Bruder von Leopard-Zoo-Mordopfer Harry L. (†46)
«Wir fühlen uns alleine gelassen»

Vor sechs Jahren starben im Heidiland zwei Menschen. Am gleichen Tag. Beide unter mysteriösen Umständen. Noch immer ist kein Täter gefunden. BLICK-Reporter Walter Hauser deckt nun in seinem Buch neue Spuren auf.
Publiziert: 17.09.2018 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2018 um 20:18 Uhr
«Der Täter ist nicht weit weg»
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Ungelöster Zoo-Mord von Bad Ragaz SG:«Der Täter ist nicht weit weg»
Walter Hauser

Vor ziemlich genau sechs Jahren, am 10. September 2012, wird der Zoo Leopard in Bad Ragaz SG zum Schauplatz eines scheusslichen Verbrechens. Metzger Harry L.* (46), der auf dem Areal wohnte und aushalf, wurde wie in einem Blutrausch erstochen.

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In seinem Buch wirft BLICK-Reporter Walter Hauser ein neues Licht auf zwei mysteriöse Todesfälle.

Bis heute ist der Fall nicht geklärt, er wird sogar immer mysteriöser. In seinem neuen Buch («Hoffen auf Aufklärung») thematisiert Reporter Walter Hauser (61) nun die Widersprüche – und bringt die Tat mit einem anderen Fall in Zusammenhang.

Erstmals tritt nun auch der Bruder des Getöteten, Bernd L.* (51), an die Öffentlichkeit und sagt: «Wir fühlen uns von Polizei und Behörden alleine gelassen.» Er fordert von der St. Galler Staatsanwaltschaft: «Wir wollen, dass sie den Mord an meinem Bruder endlich aufklären.»

In der Region Heidiland rätseln die Bewohner bis heute über den Täter und wundern sich, dass er nach sechs Jahren immer noch frei herumläuft. Dabei ist der Tatablauf allgemein bekannt.

Der Verdächtige will nur Papageien geklaut haben

Kurz vor der Bluttat drang im September 2012 ein mit dem Opfer bekannter Mann in den Zoo ein und wurde dabei von der Überwachungskamera gefilmt. Gegen ihn wurde ermittelt, doch das Verfahren im Sommer 2016 wieder eingestellt. Der Verdächtige weist jede Schuld von sich und sagt, in jener Nacht habe er nur zwei Papageien aus dem Zoo gestohlen. Dann sei er zu seiner Freundin gefahren und sofort eingeschlafen. Die junge Frau bestätigte im Verfahren das bizarre Alibi des Mannes. O-Ton: «Als er um Mitternacht nach Hause kam, hörte ich das Geschrei der Papageien.»

Auch ein anderes Verbrechen bereitet der Region weiter Kopfzerbrechen. Am Tag des Mordes an Harry L. passierte ein weiterer ungeklärter Todesfall. Nur  Stunden später, in zwei Kilometern Entfernung. Ein Mann (†59) kommt auf dem Hof von Ex-Nationalrat Elmar Bigger (68) in Vilters SG ums Leben – auf ähnlich mysteriöse Weise wie Harry L. im Zoo Leopard.

Diverse Theorien zum Tod auf dem Bauernhof

Da das Todesopfer damals nicht blutete, ging man anfangs von einem Herzinfarkt oder einem Hirnschlag aus. Dann glaubte man plötzlich, der Stier auf dem Hof der Biggers habe den Mann angegriffen und getötet. Schliesslich hiess es, ein Traktor habe ihn überrollt. Denn: Laut Obduktion wurde er von einem schweren Fahrzeug überfahren. Doch von welchem Fahrzeug? Und wer war der Fahrer?

SVP-Politiker Bigger erhebt ob der vielen offenen Fragen nun ebenfalls schwere Vorwürfe gegen die St. Galler Justiz. «Die Polizei machte gar keine gute Figur», sagt der Ex-Nationalrat. Auch ihn quält die Ungewissheit: War es wirklich ein Unfall oder etwa ein weiterer Mord? Fakt ist bis dato nur: Im Heidiland gab es zwei ungeklärte Todesfälle an einem Tag – in unmittelbarer Nachbarschaft. Etwa doch zwei Morde ohne Mörder?

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