Rheintaler kauft sich atombombensichere Festung
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Willkommen im Reduit!Rheintaler kauft sich atombombensichere Festung

Erich Breitenmoser (58) ist neuer Besitzer der drittgrössten Schweizer Festungsanlage
Willkommen im Reduit!

Erich Breitenmoser ist neuer Besitzer der drittgrössten Festungsanlage der Schweiz. Im atombombensicheren Réduit-Bau will der Rheintaler Privaten und Unternehmen Schutz vor Katastrophen bieten.
Publiziert: 24.03.2019 um 22:56 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2019 um 09:42 Uhr
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Unscheinbarer Eingang: Dieser Holzschopf führt in die Festung Furggels oberhalb von Pfäfers SG, die drittgrösste Anlage dieser Art in der Schweiz.
Foto: Thomas Meier
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Marco LatzerReporter Ostschweiz

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein ganz gewöhnlicher Holzschopf an einer Strasse oberhalb von Pfäfers SG. Ohne die Schilder am Eingang wäre die Festung Furggels von aussen kaum zu erkennen. 

Die nach Gotthard und St-Maurice drittgrösste Festung der Schweiz wurde im Zweiten Weltkrieg als Bollwerk gegen die Nazis erbaut und später im Kalten Krieg atombombensicher gemacht. 1998 von der Armee aufgegeben und 2002 aus der Geheimhaltung entlassen, gehört Furggels seit Januar Erich Breitenmoser (58).

Eine Festung als Arche Noah im Katastrophenfall

Dieser hat mit der Festung grosse Pläne: «Hier kann man fast jede erdenkliche Katastrophe überstehen. Darin sehe ich das Potenzial dieser Anlage. Schliesslich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die nächste grosse Krise kommt.»

Der geschäftige Rheintaler hofft in der sieben Kilometer langen Anlage wortwörtlich auf ein bombensicheres Geschäft. Wer vernünftig sei, der sorge vor, ist Breitenmoser überzeugt. «Noah hat seine Arche schliesslich auch lange vor der Flut gebaut!»

Auf Furggels können bis zu 600 Personen ein halbes Jahr lang autark im Berg überleben. Mächtige Dieselgeneratoren sorgen im Notfall für Strom, für die Wasserversorgung sorgt ein mehrere Millionen Liter fassendes Reservoir. Küchen, Esssäle, Duschen, eine Krankenstation oder sogar ein Postamt sind noch immer einsatzbereit.

Kommen Apokalypse-Kunden aus den Staaten?

«In den USA gibt es die Bewegung der sogenannten ‹Doomsday Preppers›, also Menschen, die sich auf eine grosse Krise vorbereiten. Das ist dort ein ausgezeichnetes Geschäft.» Breitenmoser, der selbst 30 Jahre in den Vereinigten Staaten lebte, will diese Welle nun auch in die Schweiz schwappen lassen.

Als zur Vermietung geeignet stuft der im Immobilien- und Beratungsbereich tätige Vater von zwei Kindern vor allem die geräumigen Offiziersquartiere ein. «Weil diese einen grösseren Komfort als die Massenschläge der Mannschaft bieten.»

Noch wichtiger als Einzelpersonen schätzt Erich Breitenmoser Firmenkunden ein. Wo einst Tonnen an Munition gebunkert wurden, könnten dereinst wichtige Dokumente, Kunst oder andere Schätze lagern.

Mega-Festung soll für Nachwelt erhalten werden

Um als Standort von Firmen-Servern oder Bitcoin-Mining infrage zu kommen, soll die Festung demnächst auch ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Eine notwendige Massnahme, um Furggels attraktiv zu machen. Auch Events wie Ausstellungen, Partys oder Übernachtungen im Réduit gehören zum Geschäftsmodell.

Breitenmoser führt zwar an, die Stadt im Berg aus Leidenschaft gekauft zu haben, ist aber dennoch auf Einnahmen angewiesen – denn eine Festung zu unterhalten, ist nicht ganz billig: «Alleine die Stromrechnung kostet mich tausend Franken im Monat. Dazu kommen weitere Unterhaltskosten, um alles in Schuss zu halten.»

An dieser Herausforderung sind die privaten Vorbesitzer gescheitert. Nun versucht sich Breitenmoser an der Aufgabe, «dieses faszinierende Stück Schweizer Geschichte der Nachwelt zu erhalten».

Furggels mit all seinen Gängen, Geschützen und Panzertürmen soll dadurch weiterhin der Öffentlichkeit für Führungen zugänglich bleiben. Denn die Festung samt Ausstattung ist Geschichte zum Anfassen.

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