Hier versucht Ehepaar Marthy den Beil-Amok zu stoppen!
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Eiskalter Beil-Amok (18) vor Gericht
«Ich wollte, dass die Polizei mich erschiesst»

Nur durch grossen Zufall wurde Sascha I. nicht zum Mörder. Trotzdem hat der Flumser Beil-Amok sieben Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt. Der angerichtete Schaden scheint ihm vor Gericht nicht bewusst zu sein.
Publiziert: 19.12.2018 um 18:05 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2018 um 15:38 Uhr
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Ankunft im Kastenwagen: Hier wird Sascha I. zu seinem Prozess im Kreisgericht Werdenberg-Sarganserland gebracht.
Foto: Claudio Meier
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Marco LatzerReporter Ostschweiz

Ziegenbärtchen, schwarzer Jackenpullover, kurz geschnittene Haare. Sascha I.* (18) wirkt auf den ersten Blick absolut unscheinbar. Wie ein harmloser Teenager von nebenan. Erst bei genauerem Hinschauen und Zuhören offenbaren sich die verstörenden menschlichen Abgründe des jungen Letten.

Leise, aber deutlich sagt er: «Heute bin ich klüger und weiser. So etwas könnte mir nicht mehr passieren.» So beschreibt Sascha I. seinen 63-minütigen Amoklauf am 22. Oktober 2017 in Flums SG (BLICK berichtete).

Ein unscheinbares Sicherheitsrisiko

Doch der Ex-Lehrling ist offenbar noch immer brandgefährlich. Sieben Polizisten begleiten I. zum Prozess vor dem Kreisgericht Werdenberg-Sarganserland. Die Fussfesseln muss er auch im Gerichtsaal tragen, die Bändel seiner Sneakers wurden sicherheitshalber entfernt!

Die Anklage: mehrfacher versuchter Mord. Mit einem Beil bewaffnet ging Sascha I. auf wildfremde Menschen los. Schlug mit voller Wucht auf ihre Köpfe ein, versuchte, gefangen in einem regelrechten Blutrausch, wahllos zu töten.

Er ging raus, um zu töten

Wie durch ein Wunder gelingt ihm das nicht. Sascha I. lässt sich ablenken, weil das mutige Ehepaar Marthy eingreift, als er mit dem Beil eine Familie töten will. Und die Polizei den Beil-Amok mit Schüssen in seine Beine stoppen kann. Und doch werden sieben Menschen teils lebensgefährlich verletzt. Mehrere Opfer sind entstellt, bis heute arbeitsunfähig. Sie leiden. Tagtäglich.

Familie B. hat es am schlimmsten erwischt: Vater und Mutter wurden durch die Beilschläge verletzt, das gemeinsame Kleinkind fiel aus dem Kinderwagen. 

Opfer-Schicksale lassen Sascha I. kalt

Heute sind beide Elternteile an posttraumatischen Belastungsstörungen erkrankt. An Normalität ist nicht zu denken. Sascha I. scheint das, zumindest gegen aussen, nicht sonderlich zu berühren. Er schaut bloss ins Leere, wirkt apathisch.

Die Tränen der beiden mutigen Opfer H.B.* (21) und A.S.* (28), die an der Verhandlung direkt hinter ihm sitzen, scheint er ebenfalls nicht wahrzunehmen. Sein Mandant sei schizophren, erklärt Verteidiger Titus Bossart nüchtern.

Gefühle, Empathie oder gar Reue könne der Beil-Amok nicht verspüren. «Das ändert nichts daran, dass er das Geschehene am liebsten rückgängig machen würde», so Bossart. 

Keine Entschuldigung vor Gericht

Schockierend: Obwohl er weiss, dass sein Amoklauf an Ungeheuerlichkeit kaum zu überbieten ist, bringt Sascha I. keine Entschuldigung über die Lippen! Stattdessen spricht von seinem Lebenswillen. Er sei motiviert und wolle dereinst einen guten Job haben.

Das war nicht immer so. Zum Blutbad ist es laut dem Letten gekommen, weil er sich «wie ein Stück Sch****» fühlte. Vor dem Gemetzel hatte er einen Suizidversuch unternommen. Brach dann aber ab, «weil es mir wehgetan hat».

Erst danach begibt er sich, getrieben von Minderwertigkeitskomplexen und blindem Hass, auf die Strassen von Flums. Sein Plan gilt einem erweiterten Suizid: Er will solange morden, bis man ihn stoppt. «Ich wollte, dass die Polizei mich erschiesst!»

Amokfantasien verfolgten ihn während Monaten

Obwohl er in den Monaten vor der Tat immer wieder Amokfantasien äusserte, behauptet der Teenager nun: «Es war nichts geplant, ich habe einfach nur gehandelt.» Die Aussagen stehen in krassem Widerspruch zu früheren Befragungen, in denen I. seine Mordlust offen zugegeben hat.

Ob ihm das Gericht, das teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelte, diese Erklärung abkauft, bleibt vorerst offen. Das Urteil ist für Donnerstag oder spätestens Freitag angekündigt.

Milde Strafe erwartet

Fakt ist: Da Sascha I. zum Tatzeitpunkt noch nicht erwachsen war, kommt Jugendstrafrecht zur Anwendung.

Die Jugendanwaltschaft verlangt daher «nur» drei Jahre Haft und eine geschlossene Unterbringung. Mehrere Opfer sagen gegenüber BLICK, dies fühle sich an wie ein schlechter Scherz. Schliesslich würden sie bis an ihr Lebensende unter den Vorfällen zu leiden haben.

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