Einer der grössten Drogenfälle der Schweiz
Wie schneite es 69 Kilo Koks ins Appenzell?

Ausgerechnet im beschaulichen Appenzell fliegt vor einem Monat eine der grössten Drogenlieferungen der Schweizer Geschichte auf. In einem Container aus Südamerika landeten 69 Kilogramm im Appenzeller Industriegebiet.
Publiziert: 31.08.2018 um 19:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:07 Uhr
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Drogenlieferung an Kosmetikfirma: Im Industriequartier von Appenzell wurden 69 Kilogramm Kokain sichergestellt. Es handelt sich um den drittgrössten Fund der Schweizer Geschichte.
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer

Drei Taschen voller Kokain stellen Appenzell Innerrhoden auf den Kopf: Seit einem Monat arbeiten die Ermittler des bevölkerungsmässig kleinsten Kantons an einem der grössten Drogenfälle der Schweizer Geschichte! Der Wert der Ware liegt im zweistelligen Millionenbereich.

Als die 69 Kilogramm Kokain Ende Juli in einem Schiffscontainer aus Südamerika gefunden werden, ist die Überraschung bei den Beamten derart gross, dass gar vergessen geht, den Fund für die Öffentlichkeit zu dokumentieren.

CSI im Appenzell

«Wir waren von der Grössenordnung überrascht und hatten anderes im Kopf. Ich kann Ihnen leider keine Bilder zeigen», bedauert der Innerrhoder Staatsanwalt Damian Dürr.

Davon abgesehen klingt er wie ein Ermittler in einer amerikanischen Krimiserie: «Momentan werden die Fingerabdrücke auf den Taschen ausgewertet und DNA-Profile erstellt. Noch gibt es leider keinen Match in unseren Datenbanken.»

Aufregung bei Finder-Firma

Doch wie schneite es das Kokain überhaupt ins beschauliche Appenzell? Nach BLICK-Informationen ging die Lieferung an eine international tätige Kosmetik- und Parfümfirma im Industriegebiet.

Der polnische Chauffeur (34), der den Container per LKW auslieferte, wurde zwischenzeitlich festgenommen, später aber wieder freigelassen. Er dürfte das Kokain unwissentlich transportiert haben.

«Auch betreffend der Firma gibt es keine Anhaltspunkte, dass diese in den Fall verwickelt ist», sagt Damian Dürr. Und doch ist dort das Unbehagen gross: Eine Anfrage beim Inhaber bleibt unbeantwortet.

«Irgendjemand sucht sicher verzweifelt danach!»

Und als BLICK sich vor Ort erkundigen möchte, weigert sich die Empfangsdame kurzerhand, das Ansinnen überhaupt weiterzuleiten. Mit ernster Miene verweist die Frau an die Staatsanwaltschaft.

Dort weiss man relativ genau, welchen Weg der Container mit seinen 69 Kilo Kokain zurückgelegt hat, behält dies aber vorerst für sich. 

Die gängigste Theorie: Der «richtige» Empfänger hätte die Taschen bei einem Zwischenhalt in einem Hafen aus dem Kosmetik-Container abholen sollen, verpasste diesen aber aus unbekannten Gründen.

Nun will Staatsanwalt Dürr den Stoff in der Asservatenkammer schnellstmöglich beseitigen. «Irgendjemand sucht sicher verzweifelt danach», vermutet er.

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