Dubiose Euromillions-Verkäufer treiben derzeit ihr Unwesen
Wenn die Glücksfee anruft ...

Hunderte Tipps bei Euromillions für einen Bruchteil des Preises? Das Angebot, das Michael Fux am Telefon erhält, scheint zu gut um wahr zu sein.
Publiziert: 04.11.2015 um 14:35 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:25 Uhr
1/2
Ein Tipp bei Euromillions kostet 3 Franken.
Foto: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott
Von Patrik Berger

Michael Fux (25) aus Bad Ragaz SG sitzt auf dem Sofa und trinkt Kaffee. Es ist kurz nach 14 Uhr, als sein Handy klingelt. «Hallo Herr Fux, hier ist Ertl von Euromillions, ich bin Ihre Glücksfee!», flötet eine weibliche Stimme.

«51 Millionen liegen im Jackpot.» Und weiter: «Ich habe ein Spezialangebot für Sie.» Er sei einer von 140 ausgesuchten Kunden und könne an jedem Spieltag im Dezember für 18 Franken total 126 Tipps abgeben. «Am Kiosk koste das Angebot sicher 4000 Franken», sagt sie.

Dass sie im Auftrag der Euro-Lotto Tipp AG aus Brunnen SZ anruft, verschweigt sie. Auch dass es sich um eine Spielgemeinschaft handelt und Fux einen Gewinn mit 99 weiteren Teilnehmern teilen müsste, ist kein Thema. «Sie hat mich gedrängt», so Fux. «Und wollte, dass ich sofort per Kreditkarte zahle. Das hab ich natürlich nicht getan.»

Stattdessen wendet er sich an den BLICK.

Tatsächlich zeigen Recherchen: Auch der Landeslotterie Swisslos ist das Geschäftsgebahren der Euro-Lotto Tipp AG seit Jahren ein Dorn im Auge. «Die Firma hat überhaupt nichts mit uns zu tun», sagt Sprecher Willy Mesmer (59). Swisslos biete Produkte nie telefonisch an. Euro-Lotto verrechne zudem eine Gebühr. «Damit wird ein Euromillions-Tipp deutlich teurer als am Kiosk», warnt Mesmer. Anrufe von Euro-Lotto solle man der Aufsichtsbehörde Comlot melden.

Euro-Lotto weist auf Anfrage sämtliche Vorwürfe zurück. «Es liegt uns fern, aggressiv Werbung zu machen», heisst es. Man prüfe eine Anzeige gegen unbekannt. «Wir müssen vermuten, dass irgendjemand in unserem Namen ein gleichnamiges Produkt verkauft.»

Man wolle nie den Anschein erwecken, zu Euromillions oder Swisslos zu gehören. Und: «Wir kontaktieren nur Personen telefonisch, die dazu ein Einverständnis gegeben haben.» Es gebe keine Absicht, «Kunden zu irgendetwas zu drängen». Fakt ist: Die Firma aus Brunnen SZ ist keine Unbekannte. Die «Neue Luzerner Zeitung» berichtete jüngst von einem Fall, in dem ein Mann einer Kundin an der Haustüre einen langfristigen Lottospielvertrag angedreht haben soll.

Fakt ist auch: Die Aufsichtsbehörde Comlot hat ein Verfahren gegen die Euro-Lotto Tipp AG eingeleitet.

Die Behörde klärt ab, ob die Firma eine verbotene Tätigkeit ausübt, wie Comlot-Anwalt Patrik Eichenberger gegenüber BLICK bestätigt. Telefonverkäufe seien aufdringliche Werbung und lotterierechtlich untersagt.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?