Drei Jahre sind vergangen, seit eine Hundertschaft schwer bewaffneter Polizisten den berüchtigten Quälhof von Hefenhofen TG gestürmt hat. Die Bilder verendeter und abgemagerter Pferde schockierten im Sommer 2017 die ganze Schweiz. In den Monaten vor der Hofräumung sollen auf dem Betrieb von Ulrich K.* (52) laut einer Hof-Insiderin mindestens 13 Pferde verendet sein (BLICK berichtete).
Am Ort des Geschehens, an dem K. den Behörden jahrelang erbitterten Widerstand leistete, ist inzwischen wieder Ruhe eingekehrt. Seit seine Tiere beschlagnahmt und zwangsversteigert wurden, widmet sich der bekannteste Tierquäler der Schweiz vornehmlich dem Ackerbau.
«Sonst knallts!»
BLICK trifft auf Ulrich K., als dieser mit seinem Traktor beim Heuen ist. Drohend hebt er seinen Zeigefinger und ruft: «Hauen Sie ab, sonst knallts!» Die Nerven liegen noch immer blank. Denn für den Hauptakteur im Fall Hefenhofen ist die Sache noch nicht ausgestanden.
Gestützt auf einen Beweisergänzungsantrag werde in den nächsten Tagen noch eine Aktenöffnung erfolgen, teilt die Thurgauer Staatsanwaltschaft gegenüber BLICK mit. Wann genau Anklage erhoben werde, könne man nicht sagen, so Mediensprecher Marco Breu.
Aber: «Zeitlich sprechen wir hier – vorbehältlich anderer Erkenntnisse – von wenigen Wochen. Wir sind folglich unmittelbar vor dem Verfahrensabschluss.» Tierschützer Erwin Kessler (76) dauert das Verfahren trotzdem zu lange. Er hat bereits im Frühling eine Aufsichtsbeschwerde gegen die Staatsanwaltschaft eingereicht.
Staatsanwaltschaft rechtfertigt sich für langes Verfahren
Diese kann die Kritik nicht nachvollziehen. Man habe als Erkenntnis aus dem Fall Hefenhofen Staatsanwälte als Tierschutzspezialisten eingeführt, so Marco Breu. «Die Vorwürfe, man verschlampe Strafuntersuchungen und räume diesen keine Priorität ein, ist schon deshalb falsch und zurückzuweisen.»
Dass die Ermittlungen rund um Ulrich K. zeitintensiv sind, kommt nicht überraschend. Der ehemalige Pferdezüchter sieht sich als Justizopfer, gegen frühere Entscheide zog er in der Vergangenheit mehrfach bis vors Bundesgericht.
Aktenkampf im Veterinäramt
Nun zeichnet sich immerhin ab, dass dem Thurgauer Bauern im kommenden Jahr der Prozess gemacht werden könnte. Alles noch offen ist dagegen bei den Ermittlungen gegen den inzwischen in den Ruhestand versetzten Kantonstierarzt Paul Witzig (65). Der Veterinär sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, Ulrich K. jahrelang nicht aus dem Verkehr gezogen zu haben.
Hier stand das Verfahren während eines Jahrs still, weil die bei einer Hausdurchsuchung im Veterinäramt sichergestellten Akten zwischenzeitlich versiegelt wurden. Die Ermittler mussten zuerst beim Zwangsmassnahmengericht deren Entsiegelung durchsetzen. Nun soll es im August mit Einvernahmen weitergehen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
*Name bekannt
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