Wie grosszügig! Am Samstag lud Stefano Patta (52) in St. Gallen die gesamte Bevölkerung zu Wurst und Pasta ein. Der bislang unbekannte Unternehmer zeigte sich enorm spendierfreudig, jeder war eingeladen mitzuessen. Bedingung war einzig, sich zuvor anzumelden und einen Gutschein zu bestellen, um Corona-Schutzkonzepte einhalten zu können.
Warum der Italiener diese ungewöhnliche Aktion ins Leben rief, ist unklar. «Kein politischer Hintergrund, keine Eigenwerbung», sagte der Unternehmer im Vorfeld des Anlasses zu verschiedenen Medien. «Die Menschen sollen wieder feiern, die Stadt belebt werden.»
«Kostet so viel wie mehrere Porsches»
Und die Menschen kamen. «Die Stimmung war gut, wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen», sagt ein beteiligter Wirt zu BLICK. Unkosten hatten die Beizen keine, denn Patta bezahlte, wie angekündigt, alles. «Das dürfte etwa so viel kosten wie mehrere Porsches. Ich habe ja schon einen», sagte Patta vor der Gratis-Schlemmerei.
Jetzt aber kommt raus: Der Italiener ist ein Prahlhans – und möglicherweise ein Betrüger.
Vier Konkurse in 20 Jahren
So soll Patta knapp 700'000 Franken Schulden haben, wie heute das «St. Galler Tagblatt» berichtet. Genauer: 698'073 Franken. Allein zwischen 2014 und 2017 wurde er 76-mal betrieben, schreibt die Zeitung, der Pattas Verlustscheine vorliegen sollen.
Demnach hat der Unternehmer in den vergangen zwanzig Jahren vier Firmen gegründet, alle seien mangels Aktiven Konkurs gegangen. Zu Deutsch: Den Unternehmen ging das Geld aus. Im Handelsregister finden sich kaum Infos, der Name Stefano Patta taucht nirgends auf. Seine letzte Firma, die Trebor AG, hat laut Handelsregister «Treuhandarbeiten und Beratungen von Unternehmen in allgemeinen betriebswirtschaftlichen Problemstellungen».
Ein Lebemann
In den sozialen Medien ist Patta weniger zurückhaltend, auf Facebook zeigt er sich als Lebemann, posiert vor Helikoptern und mit Champagnerflaschen. Im Juni erzählte er in einem Interview mit dem «St. Galler Tagblatt», in St. Gallen hundert Wohnungen zu bauen.
Es ist unklar, ob er das Fest aus der eigenen Tasche bezahlte. Patta gab bisher keine Stellungnahme ab. Einer der Wurstlieferanten war die Ernst Sutter AG aus Gossau. Das Unternehmen sagt auf BLICK-Anfrage, keine Informationen zu Zahlungsmodalitäten seiner Kunden rauszugeben. (vof)