«Fussball mit Mundschutz ist nichts für mich!»
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Besuch bei Trompeten-Sigi:Trompeten-Sigi arbeitet an Lebensbeichte

Die Corona-Krise setzt Trompeten-Sigi auf Nati-Entzug
«Fussball mit Mundschutz ist nichts für mich»

Seine Trompete ist bei Länderspielen der Fussball-Nati eigentlich nicht mehr wegzudenken. Seit 45 Jahren reist Sigi Michel seinen Lieblingen hinterher. Die Zwangspause nutzt der Schaffhauser für die Arbeit an seiner Biografie – und zeigt sich dabei so offen wie nie.
Publiziert: 12.10.2020 um 23:08 Uhr
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Sigi Michel muss derzeit pandemiebedingt auf Grossanlässe verzichten.
Foto: Philippe Rossier
Marco Latzer

Er gehört zur Fussball-Nati wie das weisse Kreuz zu unserer Landesfahne: Seit 45 Jahren besucht Sigi Michel (73), besser bekannt als Trompeten-Sigi, Länderspiele und weitere Grossanlässe rund um den Erdball.

«In diesem Jahr ist leider Verzicht angesagt», sagt der Schaffhauser Edel-Fan zu BLICK. «Das Freundschaftsspiel letzte Woche in St. Gallen habe ich sausen lassen. Ohne Trompete und mit Mundschutz ins Stadion – das ist nichts für mich!»

Stimmungskanone rechnet mit langer Zwangspause

Wegen des Coronavirus fiebert der Rentner aus Stein am Rhein SH derzeit vor dem TV mit seinen Lieblingen mit. «Natürlich brenne ich auf neue Erlebnisse. Aber leider sieht es zurzeit nicht danach aus, als würde sich die Situation in naher Zukunft verbessern.»

Die freie Zeit nutzt der Kult-Fan für Auftritte, Privatanlässe, seine Freunde und die Arbeit an seiner Biografie. Nebst Treffen mit Superstars wie Michael Jackson (1958–2009) oder Pelé (79) gehören auch schwierige Zeiten zu Sigi Michels Lebensgeschichte. Den Vater hat er nie kennengelernt, der leiblichen Mutter (einer Jenischen) wurde er entzogen.

Von der Stiefmutter misshandelt und in den Alkohol geflüchtet

Seine Jugend verbrachte die spätere Stimmungskanone in Pflegefamilien. Eine seiner Stiefmütter habe ihn und seinen Hund misshandelt: «Als ich von ihrem Tod erfuhr, dachte ich nur, endlich keine Schläge mehr!»

Der Schaffhauser bricht die Schule ab, erleidet mit 14 seine erste Alkoholvergiftung, schliesst sich später den Hells Angels an. «Das ging so, bis ich meine Freundin Patricia kennengelernt habe. Sie hat mein Leben gerettet.»

Werbegage im Casino verprasst

Seit bald 40 Jahren sind sie ein Paar, gehen zusammen durch dick und dünn. Etwa, als Michel für eine nationale Werbekampagne von Mediamarkt (Gage: 17'000 Franken) posiert. «Davon habe ich 10'000 Franken an einem Abend im Casino verspielt. Ich bin um 17 Uhr rein, und um 2 Uhr war das ganze Geld futsch. Ich war einfach zu gierig», so der Ex-Lkw-Fahrer und Bootsführer. Das sei ihm eine teure Lektion gewesen.

Und auch eine Rückbesinnung auf das, was im Leben wirklich zählt: «Gesundheit – und noch viele schöne Jahre mit meiner Trompete!»

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