Der Fall von Fatlum J.* (12) aus Walenstadt SG schockierte die Schweiz: Der Albanerbub wurde auf dem Pausenplatz von fünf bis sechs Schweizer Oberstufenschülern (15 bis 16 Jahre alt) spitalreif geprügelt.
Vater Faik J.* (33) vermutet: «Mein Sohn wurde verdroschen, weil er Ausländer ist.» Er selbst kennt sich aus mit Gewalt. Denn: Der St. Galler war früher der Schulschreck. «Mein Sohn soll sich an mir kein Vorbild nehmen», sagt Vater Faik nachdenklich. Im Sommer 1997 berichtete sogar der BLICK über die Gewaltorgien des damals 14-Jährigen.
Titel: «Ganzes Schulhaus im Streik: Schmeisst den Schläger raus!»
330 Oberstufenschüler der Schule Feldacker in Mels SG traten in den Ausstand. Ein Schüler sagte: «Faik ist gar nicht so gross und stark. Aber er glaubt, er sei der Mächtigste und alle müssten nach seiner Pfeife tanzen. Bewaffnet ist er auch. Mit Ketten, Stellmesser und Schlagring.» Damals drohte ein Freund von Faik dem BLICK-Reporter: «Wenn Faik aus der Schule geworfen wird, bist du morgen tot.»
Fast 20 Jahre später kommt die Geschichte wieder hoch. Nur: Heute ist Familie J. nicht mehr in der Täter-, sondern in der Opferrolle. Vater Faik bestätigt: «Ja, der Artikel von 1997 handelte von mir. Ich war damals gerade zwei oder drei Jahre in der Schweiz. Hyperaktiv und brutal impulsiv.» Und weiter: «Diese Lebensphase hat mich psychisch sehr lange belastet – bis heute.»
Als er mit Fatlums Prügelgeschichte an die Öffentlichkeit ging, habe er mit hämischen Kommentaren wegen seiner Vergangenheit gerechnet: «Dabei ist meine Gewaltvergangenheit ja genau der Grund, warum ich auf die Prügelattacke auf meinen Sohn reagiere.»
Denn: Papa Faik brauchte lange, bis er wieder auf die rechte Bahn kam. Nach Problemen in der Schule folgten Probleme mit der Polizei – auch wegen teils massiver Gewalttaten. Dazu kam der Drogenmissbrauch. «Seit etwa zehn Jahren habe ich aber in der Schweiz keine Anzeigen wegen Gewalt mehr bekommen. Und seit sieben Jahren bin ich weg von den Drogen», sagt Faik.
Heute soll Albanerbub Fatlum zum ersten Mal wieder in die Schule gehen. Die Hoffnung des Vaters: «Er soll nicht büssen müssen für die 20 Jahre alten Taten seines Vaters.»
* Namen der Redaktion bekannt