Landwirt misshandelt seine Schafe
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Tierquälerei im Kanton Thurgau:Landwirt misshandelt seine Schafe

Cornel Eberle (52) aus Mörschwil SG rettete 170 Tiere aus den Fängen von Schafwerfer Arthur Z.
«Bei mir finden die Lämmer ihren Frieden»

Dieses Geschäft ging in die Hose: 170 Osterlämmer des Thurgauer Schafwerfers Arthur Z. sollten in der Innerschweiz geschlachtet und anschliessend unter dem Migros-Lokallabel verkauft werden. Als der Deal platzt, springt Cornel Eberle ein.
Publiziert: 17.04.2019 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 18.04.2019 um 23:37 Uhr
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Cornel Eberle (52), vor allem bekannt als Straussenzüchter, hat die Tiere übernommen und in seine 500-köpfige Herde integriert.
Foto: Marco Latzer
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Marco LatzerReporter Ostschweiz

Zufrieden zottelt die Lamm-Herde auf der Weide umher, knabbert am Gras. Dabei sollten die meisten von ihnen längst tot sein, um an Ostern auf dem Speiseteller zu landen. «Ich bin als Notnagel eingesprungen», sagt Bauer Cornel Eberle (52) aus Mörschwil SG. «Als die Anfrage für die 170 Osterlämmer kam, habe ich sofort zugesagt. Ich kann versprechen, dass die Lämmer bei mir nicht durch die Gegend fliegen. Bei mir finden sie ihren Frieden!»

Die Tiere, die Eberle zu Wochenbeginn gekauft hat, stammen vom Thurgauer Produzenten Arthur Z.* (41). Dieser erlangte als «Schafwerfer» im letzten Jahr traurige Berühmtheit (BLICK berichtete).

Nachbar fertigte heimliches Schock-Video an

Z. wurde gefilmt, als er seine Tiere durch den Stall warf. Seither läuft ein Verfahren wegen Tierquälerei gegen ihn. Führende Abnehmer von Osterlämmern wie Coop und Bell haben die Zusammenarbeit mit ihm vorerst eingestellt.

Landwirt misshandelt seine Schafe
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Tierquälerei im Kanton Thurgau:Landwirt misshandelt seine Schafe

Die 170 Osterlämmer sollten über einen Zwischenhändler eigentlich in die Innerschweiz geliefert, geschlachtet und in der Migros Luzern verkauft werden. Alles unter dem bekannten Label: «Aus der Region, für die Region.»

Erst als Erwin Kessler (75) vom Verein gegen Tierfabriken am Vorabend des Transports vom Deal erfährt, wird die Aktion abgebrochen. Migros-Sprecherin Antonia Reinhard erklärt: «Die Migros Luzern hatte bei der Metzgerei Wechsler explizit regionale Milchlämmer aus der Zentralschweiz bestellt.» Man habe sofort mit der verantwortlichen Metzgerei in Nebikon LU Kontakt aufgenommen und den Auftrag gestoppt.

Von einer möglichen Konsumententäuschung will auch Metzgerei-Inhaber Markus Wechsler nichts wissen. Schuld sei das Agrarhandelsunternehmen Anicom. «Ich ging davon aus, dass mir die Firma mit Sitz in Sursee regionale Lämmer liefern wird», so Wechsler.

Dort zeigt man sich einsichtig: «Im Fall des genannten Lieferanten hat Anicom die Sachlage leider nicht ausreichend kritisch beurteilt. Wir bedauern dies ausserordentlich und haben interne Abklärungen dazu eingeleitet.»

Sowohl Anicom, Metzgerei und Migros betonen aber, dass die Osterlämmer ohnehin nicht unter dem Lokallabel in den Verkauf gelangt wären. Dies weil die Herkunft der Tiere sich via Ohrmarke zurückverfolgen lasse und der Irrtum deshalb entdeckt worden wäre.

Schafwerfer will kein Straftäter sein

Auch Arthur Z. will beim Verkauf mit offenen Karten gespielt haben: «Ich wusste nicht, wohin die Lämmer gehen sollten. Ich habe nichts zu verbergen, schliesslich bin ich ja nicht gesperrt.» Die Wurf-Szenen aus dem Video seien keine Straftat, ist Z. noch heute überzeugt: «Das sieht jeder, der auch nur eine Hirnzelle im Kopf hat.»

Dass die 170 Lämmlein nun bei Cornel Eberle sind, scheint Z. kalt zu lassen. Ebenso die Ansage des neuen Besitzers: «Tiere verdienen es, dass man anständig mit ihnen umgeht. Werfen gehört für mich sicher nicht dazu!»

In der 500-köpfigen Herde von Eberle dürfen die Lämmer in den nächsten Monaten ausgiebig die grüne Wiese abgrasen. Erst wenn sie mehr als 45 Kilogramm wiegen, wird sie Eberle an eine Metzgerei liefern. «Bis dahin sollen sie es bei mir möglichst schön haben.» 

* Name bekannt

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Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS, gibt dem Schafwerfer-Bauern Rückendeckung. Er kritisiert das Vorgehen von Erwin Kessler, der das Video veröffentlichte.
Foto: Sobli
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