Von Bienenzucht hat Jürgen K.* (61) eigentlich keine Ahnung. Trotzdem versucht sich der Deutsche mit Wohnsitz in Ebnat-Kappel SG seit Jahren als Hobby-Imker. Für seine Leidenschaft ist K. offensichtlich auch bereit, Straftaten zu begehen.
Mit zwölf Bienenvölkern im Fond seines Subaru will K. im Juni in die Schweiz einreisen. Doch die Zöllner in Bargen SH verweigern dem Möchtegernzüchter die Einreise, da dieser für die Bienen keine Import-papiere vorlegen kann.
In der Folge umfährt Jürgen K. den Bodensee und versucht sein Glück beim Übergang in St. Margrethen SG. Als der Subaru über die Grenze rollt, löst dieser einen Alarm aus. Denn: Die Schaffhauser Beamten hatten das Kennzeichen erkennungsdienstlich erfasst.
Verfolgungsjagd mit Blaulicht und Sirene
Sofort nimmt ein Einsatzfahrzeug die Verfolgung auf. Als ihn die Zöllner anhalten wollen, wendet K. sein Fahrzeug und braust davon. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd mit Blaulicht und Sirene, ehe K. seine Flucht doch noch abbricht (BLICK berichtete)!
Die zwölf Bienenvölker müssen noch an Ort und Stelle vernichtet werden. Da K. keine Gesundheitszeugnisse vorlegen kann, wären die womöglich kranken Tiere eine Gefahr für ihre Artgenossen in der Schweiz.
In einem kürzlich erlassenen Strafbefehl der St. Galler Staatsanwaltschaft wird der in Litauen geborene Deutsche nun wegen Hinderung einer Amtshandlung, Widerhandlungen gegen das Tierseuchengesetz sowie Verletzung der Verkehrsregeln verurteilt.
Da die Geldstrafe von 20 Tagessätzen à 90 Franken zur Bewährung ausgesetzt ist, muss Jürgen K. lediglich 500 Franken Busse und 300 Franken an Gebühren zahlen. Für eine Stellungnahme ist der Verurteilte für BLICK nicht zu erreichen.
Problemzüchter ausser Rand und Band
Sein verlotterter Hof oberhalb von Ebnat-Kappel wirkt verwaist. «Er ist ein ganz komischer Vogel. Zuletzt wurde ihm auch der Strom abgestellt, weil er die Rechnung nicht bezahlt hat», berichtet ein Nachbar.
Klare Worte zu Problemzüchter K. findet auch der Toggenburger Bienenaufseher Hansueli Schmid: «Er überlässt die Bienen einfach sich selbst. Und es fehlt ihm an Mitteln, um sie zu versorgen.»
Er werde aus dem Mann einfach nicht schlau, so Schmid. Doch da die Bienen im Freien leben und sterben, könne der fehlgeleitete Imker eigentlich machen, was er will. «Uns fehlt eine rechtliche Handhabe», so Schmid.
Sein Hobby finanziert Jürgen K. anscheinend mit verschiedenen Gelegenheitsjobs. In den letzten Jahren trat er in mehreren Ostschweizer Freibädern als Bademeister in Erscheinung.
*Name geändert