Wanderer müssen zu Fuss gehen
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Fahrverbot wegen Corona:Wanderer müssen zu Fuss gehen

Bus Weesen-Amden lässt Corona-Ignoranten stehen
«Wir nehmen keine Wanderer mehr mit»

Das schöne Wetter lockt trotz Corona zahlreiche Wanderer in die Natur. Der Andrang ist so gross, dass das St. Galler Busunternehmen AWA die Notbremse ziehen muss. Wer wandern geht, wird nicht mehr mitgenommen.
Publiziert: 24.04.2020 um 20:42 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2020 um 20:57 Uhr
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Bahnhof Ziegelbrücke: Die Busse des Autobetriebs Weesen-Amden (AWA) nehmen wegen Corona keine Wanderer mehr mit.
Foto: Celine Trachsel
Céline Trachsel, Johannes Hillig

Die Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit sind klar: Zu Hause bleiben und Abstand halten! Doch das fällt vielen schwer. Zahlreiche Schweizer zieht es da nach draussen. Und genau das macht dem Autobetrieb Weesen-Amden (AWA) zu schaffen. Daher lässt die Firma Corona-Ignoranten nun stehen. «Wanderer werden nicht mehr mitgenommen», sagt AWA-Geschäftsleiter Stefan Hollenstein (36) zu BLICK.

Das Busunternehmen liegt mitten in einem Eldorado für Wanderer. Walensee, Seerenbachfälle, Niederurner Alpental. Das wollen sich Naturfreunde trotz Corona nicht entgehen lassen. «Als es hiess, dass die Schweizer wegen Corona zu Hause bleiben sollen, wurden wir förmlich überrannt. Die Busse waren rappelvoll, es gab ein Gedränge. Manche kamen in Zwölfergruppen», berichtet Hollenstein.

Befragung vor jeder Fahrt

Normalerweise freue man sich über volle Busse. Aber nicht jetzt. Nicht in Zeiten von Corona. Also habe man sich dazu entschieden, nur noch Personen mitzunehmen, die tatsächlich auf den Bus angewiesen sind. Für den Einkauf, den Arztbesuch oder den Weg zur Arbeit. «Wer für sein Freizeitvergnügen den Bus benutzen will, dem verweigern wir die Fahrt», stellt der AWA-Chef klar.

Damit Wanderlustige nicht vor verschlossener Bustüre stehen, wird online auf die eingeschränkte Mitnahme hingewiesen. Im SBB-Fahrplan heisst es dann: «Kein Freizeitverkehr auf der Linie.»

Wer mitfahren darf und wer nicht, wird vor der Fahrt geprüft – vor allem am Wochenende. Die Passagiere in spe werden befragt, wohin es gehen soll und wieso. «Dann wird entschieden, ob wir denjenigen mitnehmen oder nicht.»

Massnahmen mit dem Bund abgesprochen

Die meisten Wanderer hätten für die Massnahme Verständnis, erklärt Hollenstein. Doch nicht bei allen kommt der Transport-Stopp gut an. Zum Beispiel bei Laila Gilardoni (17) aus Weesen SG. «Ein Bekannter von mir, der nur nach Hause wollte, wurde nicht mitgenommen. Wenn die Massnahme Einheimische trifft, ist das nicht mehr verständlich«, sagt die Schülerin zu BLICK.

Aber darf ein Busunternehmen überhaupt Passagiere einfach stehen lassen? Allerdings. Die Massnahme ist sogar mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) abgesprochen. Als zahlreiche Wanderer kamen, wusste Hollenstein nicht weiter und meldete sich beim BAV. Die Anweisung war klar: Tourismus- und Freizeitverkehr ist zurzeit nicht erwünscht.

Also führte Hollenstein den Transport-Stopp für Wanderer ein. «Dass Busunternehmen Personen, die offensichtlich nur zum Freizeitvergnügen unterwegs sind, zurzeit nicht befördern, deckt sich mit den Vorgaben des Bundesrats und des BAG zum Schutz vor Corona», sagt BAV-Sprecher Michael Müller zu BLICK.

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