Ihm würde man auf den ersten Blick auch blind vertrauen. Doch Georg S.* (59) hat es faustdick hinter den Ohren: 17 Jahre lang zwackte der Ostschweizer Geld seines Arbeitgebers, einer international tätigen Pulverbeschichtungsfirma, für sich selbst ab. Und erschlich sich so auf raffinierte Weise ein fettes Zusatzeinkommen. Zu seinem Lohn von rund 7000 Franken zahlte sich S. monatlich einen illegalen Zuschuss von durchschnittlich 10'760 Franken aus. Im Laufe der Zeit beläuft sich der Gesamtschaden auf mehr als zwei Millionen Franken.
Casino, Bordellbesuche und eine teure Ex
Trotzdem behauptete der geständige Georg S. vor dem Kreisgericht St. Gallen: «Ich habe keinen aufwendigen Lebensstil gepflegt.» Dabei gönnt sich der Buchhalter immer wieder teure Bordellbesuche – und verzockte einen stolzen Batzen im Casino.
Der Löwenanteil landete jedoch bei der getrennt lebenden Ehefrau – und der gemeinsamen Tochter. Die beiden erhielten über 5000 Franken pro Monat, weil sich S. insgeheim als Pantoffelheld entpuppt.
«Er wollte es allen recht machen – und keinen Stress mit der Ex. Dazu kommt, dass er sich in der Rolle des grosszügigen Familienvaters gefiel», fasst die Staatsanwältin zusammen. Georg S. bilanziert nüchtern: «Meine Fixkosten waren zu hoch!»
Meister der gefälschten Zahlungen
Die Betrügereien hätten wegen eines Autokaufs im Jahr 2001 begonnen, für den das Geld fehlte. Weil er nicht erwischt wird, geht der Millionenbetrug danach munter weiter. Das klappte, da Georg S. seine Vertrauensposition als Buchhalter und stellvertretender Controller schamlos missbrauchte.
Die Masche: Am Arbeitsplatz suchte sich der Buchhalter gezielt Rechnungen mit Beträgen von rund 3000 Franken aus, da ihm grössere Transaktionen zu riskant erschienen. Nachdem diese den Kontrollprozess durchlaufen hatten, loggte sich S. ins E-Banking der Firma ein und überwies die abgesegneten Beträge auf sein eigenes Konto.
«Ich möchte mich für dieses Desaster entschuldigen!»
Die ursprüngliche Rechnung wandert dagegen zurück in den Stapel, der in der Folgewoche bezahlt wurde. 659 Überweisungen ging alles gut. Dann flog S. im März 2018 bei einer Überprüfung des Mutterkonzerns auf. S. gestand, doch die zwei Millionen waren futsch: «Ich möchte mich für dieses Desaster entschuldigen und am liebsten die Zeit zurückdrehen.»
Das Kreisgericht St. Gallen verurteilte ihn wegen Veruntreuung, Diebstahls, Betrugs und Urkundenfälschung zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von 33 Monaten. Ein Jahr davon soll S. absitzen müssen.
Ausserdem soll der Buchhalter den Millionenbetrag zurückzahlen. Der Ex-Arbeitgeber selbst hat Glück im Unglück: Der Schaden ist durch eine Versicherung gedeckt.
* Name geändert