Urs Frei (64) aus Diepoldsau SG besitzt über 1000 Schafe. Rund 450 Tiere leben im Sonnenkopfgebiet im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Doch seit Ende Juli sind es 23 weniger.
Dem Hirten, der sich um die Schafe kümmert, bietet sich ein blutiges Bild, als er bei der Schafherde ankommt. Drei Tiere sind tot, viele andere sind verletzt. «Die Tiere liefen mit offenen Wunden an Hals, Bein und Bauch auf der Alp umher. Die Tiere haben gelitten. Der Hirte musste die Verletzten töten», erzählt Frei. «Das tut sehr weh. Die Schafe liegen mir sehr am Herzen.» Frei glaubt zu wissen, wer für das Massaker verantwortlich ist: «Das war ein Wolf.»
«Es könnte auch ein Hund gewesen sein»
Bestätigt ist das allerdings noch nicht. Das Amt für Jagd Land Vorarlberg hat DNA-Proben genommen. «Die Ergebnisse liegen noch nicht vor», sagt Hubert Schatz (50), Wildökologe der Landesregierung, zu Blick am Abend.
«Es liegt ein sehr differenziertes Reissbild vor. Wir können nicht sicher sagen, dass es ein Wolf war», sagt Schatz. Es könnte auch ein Hund für die gerissenen Schafe verantwortlich sein. «Es bewegen sich auch Menschen mit Hunden auf der Alp.»
Allerdings räumt Schatz mit den Gerüchten um den im Frühling entlaufenen und mittlerweile verwilderten Husky auf, von dem in österreichischen Medien immer wieder zu lesen war. «Das ist sehr unwahrscheinlich», so Schatz.
An dieses Märchen glaubt auch Urs Frei nicht. «Das war ganz sicher kein Hund!» Die Bisse seien eindeutig und würden an solche auf Bildern aus dem Wallis erinnern. Frei kritisiert an den österreichischen Behörden, dass sie nichts gegen den Wolf unternehmen.
Abschuss von Walliser Wolf angeordnet
«Der Wolf geniesst in Österreich den höchsten Schutzstatus. Egal, wie viele Schafe er reisst, er wird nicht zum Abschuss freigegeben.» In der Schweiz wird ein Abschuss geprüft, wenn ein Wolf eine gewisse Anzahl Schafe reisst, grosse Schäden beim Wild anrichtet oder Menschen gefährdet.
Erst heute wurde der Abschuss eines Wolfes im Wallis angeordnet. Er hat zwischen dem 19. Juni und dem 8. August insgesamt 38 Schafe im Vallon de Rechy und im Val d'Anniviers gerissen.
Der österreichische Wildhüter sieht keinen Grund für solche Massnahmen. «Wir haben bei weitem nicht solche Probleme wie die Schweiz», sagt Schatz.