BLICK zerpflückt Ausreden des Schafwerfers
So ein Unschuldslamm ist er nicht

Schafzüchter Arthur Z. ist in Erklärungsnot. Zwar zog das Thurgauer Veterinäramt nach einer Kontrolle wieder ab. Doch die Bilder des Schockvideos sprechen für sich. BLICK widerlegt die Ausflüchte des Bauern.
Publiziert: 18.10.2018 um 10:14 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2018 um 20:28 Uhr
Landwirt misshandelt seine Schafe
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Tierquälerei im Kanton Thurgau:Landwirt misshandelt seine Schafe
Marco Latzer und Johannes Hillig

Die Skandalbilder aus Langrickenbach TG sind erschütternd: Bauer Arthur Z.* (41), der mit einem Knüppel auf seine Schafe einschlägt und die Tiere rabiat umherschleudert, lässt Tierfreunden im ganzen Land das Blut in den Adern gefrieren (BLICK berichtete).

Trotz des Schockvideos sieht das Thurgauer Veterinäramt keinen Handlungsbedarf. Man habe den Betrieb inzwischen kontrolliert und keine Missstände festgestellt, heisst es in einer Mitteilung. Es seien «weder eine Gefährdung des Wohlergehens der Tiere noch Anzeichen von Tierquälerei festgestellt» worden.

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Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS, gibt dem Schafwerfer-Bauern Rückendeckung. Er kritisiert das Vorgehen von Erwin Kessler, der das Video veröffentlichte.
Foto: Sobli

Behörden sehen keinen Handlungsbedarf

Die Frage aller Fragen: Hat sich Kantonstierarzt Paul Witzig (63) die Quälaufnahmen überhaupt angeschaut oder will er die darin auftretenden Tierquälereien gar nicht sehen? Schon im Fall Hefenhofen musste sich der Veterinär den Vorwurf gefallen lassen, jahrelang weggeschaut zu haben.

Dass die Behörden so zahm sind, kommt Z. gelegen. «Ich bin überzeugt, dass die Bilder manipuliert wurden», behauptet der Züchter.

Filmer zeigt BLICK den Drehort

Der für die Bilder verantwortliche Filmer R. K.* weist die Unterstellung zurück. «Es ist alles echt! Als ich gesehen habe, was da läuft, bin ich total erschrocken», sagt der Hobbyfilmer. Er zeigt BLICK, wie und von wo aus er die Horroraufnahmen machte. Im Obergeschoss seines Hauses filmte er auf einem Schemel stehend mit einem Camcorder in der Hand durch das geöffnete Dachfenster.

Dass ihm Arthur Z. faule Tricks vorwirft, kann R. K. nicht verstehen. «Für die Echtheit des Videos lege ich die Hand ins Feuer. Ich hatte ihn schon früher beobachtet, als er mit einer Gitterstange auf Schafe einschlug.» 

Die Quälereien zu filmen, sieht er als seine Pflicht an. «Dass Z. mir jetzt falsche Motive wegen eines angeblichen Nachbarschaftsstreits in die Schuhe schieben will, spricht für sich. Mir ging es ausschliesslich ums Tierwohl», betont K.

Unabhängig davon untersucht BLICK das Video auf einen möglichen Bschiss. Argumente, die für Z. sprechen könnten: Es gibt keine Tonspur. Ausserdem könnte die Wiedergaberate der Bilder beschleunigt worden sein, um den Schafwurf brutaler aussehen zu lassen.

Video-Experte schliesst Manipulation an den Aufnahmen aus

«Völliger Quatsch!», sagt Videospezialist Roman Lehmann (39). «Das Video wurde auf keinen Fall manipuliert!» Denn: «Das Video wurde mit langer Brennweite aufgenommen, sicher aus 30 Metern. Von einer fehlenden Tonspur auf Manipulation zu schliessen, halte ich für falsch.» Zudem sei auch bei der Wiedergaberate nicht geschummelt worden. 

«Dann bliebe noch die Möglichkeit, diese Szenen mit Hilfe eines Greenscreens nachzustellen. Aber dafür bräuchte man Profis, eine ganze Hollywood-Produktion. Das kann auch ausgeschlossen werden.»

Lehmann weiss, wovon er spricht: Er wirkte bei zahlreichen Hollywood-Produktionen mit. Zum Beispiel beim Blockbuster «Green Zone» (2010) mit Matt Damon (48) in der Hauptrolle. 

«Bei solchen Aktionen können Knochen brechen!»

Neben Zweifeln am Material übt sich Z. in Schadensbegrenzung. Seine Aussage gegenüber BLICK: «Ich bin vielleicht ab und zu ein wenig impulsiv, aber ich wollte immer nur das Beste für meine Viecher.»

Tierärzte wie Oskar Luder (62) widersprechen: «Für mich sieht das nach einem sehr groben Umgang aus, der für die Tiere auch mal böse enden kann. Bei solchen Aktionen kann ein Gelenk leicht Schaden nehmen oder ein Knochen brechen!»

Man könne ein Schaf schon mal an einem Hinterbein fassen, um es einzufangen. «Aber auf dem Video packt der Schafzüchter beide Hinterbeine und wirft es über eine Barriere. Das geht gar nicht.» Ein artgerechter Umgang sehe anders aus, ist der Grosstierarzt überzeugt.

* Namen der Redaktion bekannt

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