Hansueli Z. (60) wollte seinem Nachbarn Jakob G. (39) einen Denkzettel verpassen. Sich selbst die Hände schmutzig machen, wollte er aber nicht. Heute stand der Bauer aus Rehetobel vor dem Ausserrhoder Kantonsgericht in Trogen. Die Anklage lautet auf Anstiftung zum Angriff, qualifizierte einfache Körperverletzung und Hausfriedensbruch.
Rückblick: Am 8. Juni 2010 wird Landwirt Jakob G. auf seinem eigenen Hof brutal überfallen. Zoran J.* (32) und Dusan T.* (43) schlagen den wehrlosen Mann mit Fäusten, Tritten und einem Holzstock mit Eisenstücken fast tot, während Dragi K.* (39) Schmiere steht. Jakob G. muss anschliessend mehrfach operiert werden, liegt tagelang auf der Intensivstation. Er hat Kopfverletzungen, Brüche, Prellungen, Quetschungen.
Später kommt ans Licht: Die Schläger aus Serbien handelten im Auftrag von Hansueli Z. Er soll den Männern 17'500 Franken für den Überfall bezahlt haben. Inzwischen haben Experten bei Hansueli Z. eine paranoide Persönlichkeitsstörung festgestellt.
«Sie wollten ihn zum Krüppel machen»
Vor Gericht sagt Hansueli Z., er sei mit Jakob G. seit Jahren zerstritten gewesen. «Er hat versucht, meine Kühe zu vergiften, deshalb wollte ich ihm einen Denkzettel verpassen», gibt der zweifache Vater zu Protokoll. Mit diesem Denkzettel sei aber lediglich ein «blaues Auge oder dergleichen» gemeint gewesen.
An dieser Version zweifelt jedoch sowohl der Staatsanwalt als auch der Opferanwalt. Sie gehen vielmehr davon aus, dass Hansueli Z. die Schläger beauftragt hatte, den Bauern derart zusammenschlagen, dass er für mindestens sechs Monate lang im Spital liegen muss und nicht mehr auf seinem Bauernhof arbeiten kann. «Sie wollten ihn zum Krüppel machen», sagt der Anwalt des Opfers.
Bis heute leide Jakob G. unter Angstzuständen. «Als die körperlichen Wunden soweit verheilt waren, dass er wieder arbeiten konnte, musste der Bauer jeden Morgen an den Tatort zurück, um seine Kühe zu melken», sagt der Opfervertreter. In den Monaten nach dem Überfall habe er einen Sicherheitsdienst angestellt, um sich, seine Frau und die drei kleinen Kinder zu schützen.
Der heute 39-jährige Bauer fordert von den drei Angeklagten Schadenersatz von 216'000 Franken und eine Genugtuung von 20'000 Franken. Jakob G. habe nicht mehr auf seinem Bauernhof arbeiten und seine Tiere versorgen können, deshalb sollen die Angeklagten für den Lohn der Aushilfen aufkommen, sagt der Opfervertreter.
Bauer kann Strafe in Halbgefangenschaft absitzen
Der Staatsanwalt hatte wegen Anstiftung zu Angriff, qualifizierter einfacher Körperverletzung und Hausfriedensbruchs eine bedingte Freiheitsstrafe von 18 Monaten verlangt. Das Gericht verschärfte die Strafe auf 30 Monate. 12 Monate werden vollzogen, der Bauer könne diese in Halbgefangenschaft absitzen, sagte der Richter bei der Urteilseröffnung.
Dass die Schläger den Nachbarn spitalreif prügelten, sei nicht die Schuld der Angeklagten gewesen, argumentierten die Verteidiger der beiden Mitangeklagten. Sie verlangten bedingte Strafen für den 41-jährigen Sozialhilfebezüger und den 33-jährigen Chauffeur, der damals als Mieter im «Stöckli» auf dem Hof des Auftraggebers wohnte.
Das Gericht verurteilte den 41-Jährigen, der die Schläger aus dem Balkan anheuerte, zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von 36 Monaten. 12 Monate werden vollzogen.
Für den 33-Jährigen fällte das Gericht eine bedingte Strafe von 24 Monaten. Der Staatsanwalt hatte für beide Angeklagten wegen des Angriffs auf den Bauern und weiterer Straftaten teilbedingte Freiheitsstrafen von 36 Monaten verlangt.
Die Schläger sind schon länger rechtskräftig verurteilt. Dusan K. erhielt eine Freiheitsstrafe von vier Jahren, Zoran J. eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 36 Monaten. Dragi K., der Schmiere stand, wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt. (SDA/vsc/gr/btg)