Die Geschichte ist einfach zu schön, um wahr zu sein: Vom Autoaufbereiter mausert sich Arton B.* (29) zum gefeierten Jungunternehmer. Der Thurgauer fährt dicke Autos, trägt teure Uhren und düst im Privatjet durch Europa (BLICK berichtete).
Das Märchen endet abrupt. Der Protz-Chef wandert wegen Betrugsverdacht für mehrere Wochen in Untersuchungshaft, als im Frühling Betreibungen von zwölf Millionen Franken auffliegen.
Anlegern wurde ein vermeintlich todsicheres Geschäft versprochen, sollten sie 10'000 Franken in Mining-Geräte investieren, welche Kryptowährungen schürfen. Todsicher deswegen, weil die Firma nicht nur die Infrastruktur stellt, sondern ihren Investoren den digitalen Batzen auch gleich selbst gewinnträchtig abkaufen wollte.
Staatsanwaltschaft Thurgau durchleuchtet die dubiosen Geldflüsse
Wohin die Anlagegelder wirklich geflossen sind, ist nun ein Fall für die Staatsanwaltschaft Thurgau. Damit verbunden ist auch die Klärung der Frage, ob der beschuldigte Krypto-Protzer Mitwisser oder gar Helfer hatte.
Fakt ist nämlich: Kurz vor dem Kollaps verabschiedeten sich fünf Personen aus dem Verwaltungsrat und liessen Arton B. alleine in seiner Firma zurück. Unter den Zurückgetretenen befinden sich die Gattin und ein Cousin von B., aber auch Jubran F.* (28).
Als BLICK im Frühling recherchiert, schiebt der Ex-Kollege alles dem Krypto-Protzer in die Schuhe. Seine Vorwürfe: «Das Geld hat dem Chef den Kopf verdreht. Er ging mit dem Firmenvermögen anders um, als er sollte!»
Buchhalter von Krypto-Firma im Visier der Justiz
Als die Löhne ausblieben, sei er vom Verwaltungsratsamt zurückgetreten, so F. Und um seiner Aufsichtspflicht nachzukommen, habe er auch Anzeige gegen Arton B. erstattet. Pikant: Jubran F. will von haarsträubenden Geldflüssen nichts mitbekommen haben. Obwohl er, wie er es selbst beschreibt, als «externer Buchhalter» für die Krypto-Firma tätig war.
«Ich war in erster Linie für die Lohnabrechnungen verantwortlich. Für alles Tiefergehende war Herr B. selbst zuständig», beteuert F. – doch die Justiz sieht das scheinbar anders. Auf BLICK-Anfrage sagt der Thurgauer Oberstaatsanwalt Stefan Haffter: «Es kann bestätigt werden, dass gegen die von Ihnen genannte Person ein Strafverfahren wegen Verdachts des Betrugs eröffnet wurde.»
Beschuldigter bestreitet Vorwürfe
Jubran F. bleibt derweil bei seiner Version: «Ich bin mir keiner Schuld bewusst.» Er beteuert, das Verfahren sei bloss eröffnet worden, um Geldflüsse auf seinen Privatkonten nachzugehen.
«Das wird sicher bald wieder fallen gelassen», glaubt er zu wissen. F. gibt sich noch locker: «Die Sache hat einen Strudel ausgelöst, und ich bin jetzt einfach der Erste auf der Liste.»
Krypto-Protzer Arton B. war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
* Namen geändert