Im Juni 2015 nehmen Jennifer Hödl (24) und ihre Mutter Franziska Höfler (47) an einem Reitturnier in Frümsen SG teil. Monate später meldet sich plötzlich die Polizei bei ihnen und teilt ihnen mit, sie seien auf dem WC gefilmt worden. Hödl wird gebeten, zur Identifizierung der Opfer auf den Posten zu kommen.
«Mir wurden Bilder von Menschen vorgelegt, die auf der Toilette sitzen. Es waren rund 70 Menschen zu sehen – rund die Hälfte davon habe ich erkannt», sagt Hödl. Sie sei danach schockiert gewesen, so die Reiterin. «Ich brachte die Bilder kaum mehr aus meinem Kopf. Auch mein Chef oder ein kleines Kind wurden mit heruntergelassener Hose gefilmt!»
Er taucht immer wieder bei Veranstaltungen auf
Beim Filmer handelt es sich um Arnold B.* (61), der als Techniker für die Zeitmessung bei Reitanlässen in der Ostschweiz zum Einsatz kommt. Im Herbst des letzten Jahres wurde der Thurgauer wegen mehrerer Sexualdelikte verurteilt.
Doch auch in diesem Jahr taucht B. wieder bei Reitsportanlässen auf. «Er hat weitergemacht, als wäre nichts geschehen. Wir laufen ihm immer wieder über den Weg. Das ist äusserst unangenehm», sagt Franziska Höfler.
Täter verhöhnt seine Opfer
Sie versuche, dem Mann auszuweichen, so gut es eben geht. Geheuer sei es ihr aber nicht – Arnold B. habe ihr schon frech ins Gesicht gelacht. «Dieser Grüsel müsste doch von seinem Arbeitgeber aus dem Verkehr gezogen werden!», sagt Höfler.
Sie ist nicht die Einzige: Fast ein Dutzend Opfer bringen während der BLICK-Recherche ihren Unmut zum Ausdruck. Die meisten wollen anonym bleiben – und den Mann nie mehr wiedersehen. Einige haben seither Angst, auswärts aufs WC zu gehen.
«Der Fall ist abgeschlossen!»
Den Täter beeindruckt das nicht: «Ich habe einen Fehler gemacht. Ja, und? Der Fall ist für mich abgeschlossen!», sagt Arnold B. «Wer ein Problem mit mir hat, kann gerne auf mich zukommen.» Einen Grund, auf seine Einsätze als Zeitmesser zu verzichten, sieht er nicht: «Um die Moral ist es im Reitsport eh nicht zum Besten bestellt. Auch habe ich meinen Chef offen über die Geschichte informiert.»
Pikant: Arnold B. wurde nicht nur wegen der WC-Filme verurteilt, sondern auch, weil er seine minderjährige Tochter sexuell missbraucht hat. Auf dem Laptop des Thurgauers wurden Kinder- und Tierpornos sichergestellt. Ein Gutachten attestiert B. eine multiple Störung der Sexualpräferenz. Nicht heilbar. Es könne nicht ohne Weiteres davon ausgegangen werden, dass «sich der Beschuldigte in Zukunft wohl verhalten wird».
Chef hat kein Problem mit den Taten seines Mitarbeiters
Trotzdem hält die Moor Sports Timing aus Arbon TG an Arnold B. fest. «Er hat mir 20 Jahre lang geholfen, da kann ich ihn jetzt doch nicht einfach kaltstellen!», sagt Geschäftsführer Heinz Moor zu BLICK. Eine Verantwortung für seinen Mitarbeiter will er nicht sehen. «Er bereut seine Taten. Da kann ich ihm doch nicht sagen: ‹Du bist für mich gestorben!›»
Für Geschädigte wie Jennifer Hödl und Franziska Höfler ein Schlag ins Gesicht. «Wir hoffen, dass sich weitere Leute melden», sagen sie. Wie viele andere Geschädigte hegen sie den Verdacht, dass B. noch häufiger WC-Filmchen gedreht haben könnte.
* Name der Redaktion bekannt