Im Obstgartenquartier von Wittenbach SG brodelt es weiter. In der familienfreundlichen Überbauung mit Hunderten Anwohnern wurde diesen Sommer ein Fussballverbot beschlossen. Begründung: Die Kinder seien beim Kicken zu laut und würden beim Spielen Dinge kaputt machen (BLICK berichtete).
Eine Oma kämpft für die Kleinen
Um die Kleinen zu stoppen, brachte die Verwaltung Verbotstafeln an. Doch eine davon ist seit geraumer Zeit mit roter Farbe übersprayt. Hinter der Aktion steckt Urgrossmutter Anneliese Adolph (85): «Ich bin stolz darauf und würde es wieder tun! Die Sache hat mir einfach keine Ruhe gelassen. Ich setze mich für die Kinder ein und kämpfe für sie.»
Schon als BLICK das Quartier im Juli das erste Mal besucht, überklebt Adolph eines der Schilder mit einem Abfallsack – weil das Verbot nichts anderes als Müll sei. «In was für einer Welt leben wir eigentlich? Kinder machen Lärm, das ist eine Tatsache. Wer das in einem Familienquartier nicht akzeptieren kann, sollte besser in einen einsamen Wald ziehen», sagt die Rentnerin
Sie sprayte vor aller Augen
In ihrer Wut geht Adolph vor ein paar Tagen einkaufen. «Ich sagte dem Verkäufer noch, ich bräuchte etwas in knallroter Farbe. Wasserfest. Der hat mir dann diese Spraydose in die Hand gedrückt.» Danach läuft die Pensionärin damit zu einer der von ihr verhassten Tafeln.
Am helllichten Tag legt sie los. «Mit einer Hand hab ich gesprayt, mit der anderen habe ich einer glotzenden Anwohnerin auf dem Balkon zugewinkt», so Adolph. Die Beobachterin ist mit der sprayenden Oma offensichtlich nicht auf einer Wellenlänge. Sie greift zum Hörer und erstattet Anzeige.
Anzeige beeindruckt Adolph nicht
Nun hat Anneliese Adolph wegen ihres Engagements für spielende Kinder ein laufendes Strafverfahren wegen Sachbeschädigung am Hals. Von der Polizei wurde sie deswegen schon befragt. «Bald bin ich wohl vorbestraft», witzelt sie. Um anzufügen: «Ich fühle mich trotzdem im Recht!»
Vor den Konsequenzen ihrer Tat fürchtet sich die Spray-Oma nicht. Auch wenn Adolph, die neben ihrer AHV auch auf Ergänzungsleistungen angewiesen ist, eine saftige Busse hart treffen würde. «Vielleicht sieht man mich schon bald mit einer Sparbüchse durchs Quartier spazieren», sagt sie. Und schiebt nach: «Und sonst gehe ich halt ein paar Tage in den Knast. Dann erlebe ich in meinem Alter noch einmal etwas Neues.»