Neue Giftköder am Bodensee sorgen für Aufregung. Jay (36) postete am 28. Februar in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Rorschach wenn...» ein Bild, auf dem zwei Wurststücke mit je einer grosser Schraube drin zu sehen sind. Die Köder seien in Goldach SG und Rorschach SG am See gefunden worden. Jay schreibt, dass zwei Verdächtige festgenommen wurden. Das ist allerdings eine Ente.
Bei der Kantonspolizei St. Gallen und Thurgau weiss man weder etwas von Verhaftungen noch von neuen Ködern, wie die Polizeien BLICK bestätigen. Später stellt sich heraus, dass das Foto gar nicht aktuell ist. Jay wurde das Bild zugeschickt. «Ich wollte verhindern, dass ein Hund stirbt», sagt Jay. Sein Bekannter Markus Bühler (47) machte ihn auf den Fehler aufmerksam, da er die Bilder schon früher gesehen hatte.
«Solche Menschen sind frustriert»
Bühler, der als Fischer Joe bekannt ist, entdeckte in den letzten Monaten mehrere Fleischköder. Der Besitzer der achtjährigen Rottweiler-Hündin Niky fand an Silvester hinter einer Matratze auf seiner Terrasse ein Burgerfleisch. «Bevor ich meinen Hund in den 250 Quadratmeter grossen Grünzwinger rauslasse, kontrolliere ich immer alles. So bin ich dann auf den Köder gestossen», sagt er zu BLICK.
Als er das Fleisch hochhielt, fiel ihm der «ätzende Geruch» auf. «Ich vermute, dass das Fleisch in Formalin getränkt wurde», sagt Bühler. Daraufhin habe er auf dem Garagendach eine Kamera installiert, die den Terrassenbereich filmt. «Bei Hundequälern verstehe ich keinen Spass, da werde ich richtig sauer», sagt er.
Vergangenen Freitag entdeckt er erneut ein Burgerfleisch in der Nähe seines Hauses. «Niky ist direkt drauf los», sagt Bühler, der seine geliebte Hündin gerade noch wegziehen konnte. «Es roch gleich ätzend wie das Stück an Silvester und war wie beim Tic-Tac-Toe-Spiel eingeritzt.» Bühler ist sich sicher: «Menschen, die so etwas tun, sind frustriert und auf den Besitzer des Hundes schlecht zu sprechen. Doch statt dem Menschen die Meinung zu sagen, lassen sie das Tier leiden.»
«Hunde Security Gang»
Der Hündeler erstattet Anzeige gegen Unbekannt. Wegen fehlender Hinweise auf einen Verursacher haben die Behörden jedoch keine Auswertung angeordnet. Da das Fleisch wegen Witterung oft zu faulen beginnt, sei es nach einigen Tagen schwierig, noch verwertbare Spuren zu finden, sagt Florian Schneider von der Kapo TG zum «St. Galler Tagblatt».
Bühler will aber nicht tatenlos warten, bis etwas Schlimmeres passiert. Zusammen mit seinen Freunden aus dem Motorradclub will er eine «Hunde Security Gang» organisieren. «Wir würden ehrenamtlich patrouillieren und schauen, ob wir etwas Verdächtiges sehen», sagt er. «Wenn ich einen Tierquäler dabei erwische, wie er Giftköder streut, dann informiere ich die Polizei und nehme ihn mir zur Brust.»
Ermittlungen in Rohrbach und Büren an der Aare im Gange
Ende Februar postete auch Jackson Thambimuththu auf Facebook Fotos von Wurststücken, aus denen spitze Nägel und Schrauben ragten. Diese habe er beim Spaziergang mit seinem Hund in Büren an der Aare BE gefunden und die Polizei informiert. Zahlreiche Kommentare zweifelten jedoch an der Echtheit des Köders.
«Die Ermittlungen und Abklärungen zu diesem Fall sind noch im Gange», sagt Dominik Jäggi, Sprecher der Kantonspolizei, zu BLICK. Verdächtige Objekte sollen dennoch stets unverzüglich der Polizei gemeldet werden, um Hunde vor Schlimmerem zu bewahren.
Die belgischen Schäferhunde Hidalgo und Dart sowie der Jagdterrier Frankie von Daniela Meyer (25) aus Rohrbach BE hatten kein Glück. Sie starben am 17. Februar, nachdem sie mit Stecknadeln und Rasierklingen präparierte Cervelats gefressen hatten. Die Ermittlungen zur Täterschaft sind auch hier noch im Gange, bestätigt Jäggi.