Der 24. August 2016 ändert das Leben von Andrea Kolb (47) radikal. Gegen 21 Uhr spaziert sie mit Hund Anges (6) die Strasse entlang. Dann der Horror: Ein Auto kommt angerast und erfasst Kolb mit voller Wucht. Ihr rechtes Bein wird bei der heftigen Kollision abgerissen, mit dem Arm durchbricht sie die Windschutzscheibe. Die Frau am Steuer fährt einfach weiter.
Andrea Kolb kommt im Spital zu sich: «Ich habe die Ärzte angeschrien: Wo ist mein Bein? Bringt mir mein Bein wieder! Es war ein Albtraum!» Ihr altes Leben ist vorbei.
Die Ausreden der Unfallfahrerin
Zwei Tage nach dem Crash meldet sich Unfallfahrerin Julia B.* (19) über ihren Anwalt bei der Polizei. Sie glaubte, ein Tier angefahren zu haben, sagt sie den Ermittlern. Darum habe sie auch nicht angehalten. Kolb kann es kaum glauben: «Sie nahm in Kauf, dass ich dort verrecke!»
Zeugen geben an, B. sei vor dem Unfall gerast. Die Fahrerin streitet das ab, will maximal 83 km/h gefahren sein. Zu einem Treffen mit dem Opfer kommt es nie. Einzig ein Brief voller Selbstmitleid erreicht Andrea Kolb. Während sie sich im Spital an ein Leben ohne Bein gewöhnen muss, ist Julia B. in den Ferien! «Ich könnte mit der Sache besser umgehen, wenn mich nicht so ein egoistischer Mensch überfahren hätte», sagt Kolb.
Streit um die Prothese
Sie steht vor den Scherben ihres Lebens: Im Event-Bereich, wo sie vor dem Unfall tätig war, kann Kolb so nicht mehr arbeiten. Ihre Beziehung geht in die Brüche – und um die Prothese entbrennt ein Versicherungsstreit. «Die würden mir am liebsten ein Holzbein anlegen», sagt Andrea Kolb über die Versicherung. Das Problem: Ein Gerichtsurteil gegen Julia B. steht noch aus.
Kraft und Trost spendet Hund Anges. Andrea Kolb bezeichnet ihn als ihren Lebensretter. Ihr nächstes Ziel ist eine Hunde-Rettungsmission in Rumänien: «Ich will für diese Tiere kämpfen. Sie geben mir Kraft. Schritt für Schritt, Tag für Tag.»
* Name der Redaktion bekannt