Amden SG läuft Sturm gegen Asylsuchende
«Die betatschen unsere Frauen!»

In der 1600-Seelen-Gemeinde Amden sollen 120 Asylsuchende untergebracht werden. So will es der Kanton. Die Volksseele kocht.
Publiziert: 13.05.2015 um 14:24 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:52 Uhr

Die Baldegger Schwestern geben das Kurhaus «Bergruh» in Amden SG auf. Nachwuchsprobleme und wirtschaftliche Gründe zwingen sie dazu. Der Kanton St. Gallen hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt und eröffnet in dem Gebäude Anfang des nächsten Jahres eine Unterkunft für 120 Asylsuchende.

Eine Informationsveranstaltung des Kantons und der Baldegger Schwestern lief am Montag beinahe aus dem Ruder. Im bis auf dem letzten Stehplatz besetzten Saal hagelte es verärgerte Zwischenrufe und Pfiffe. Die Ammler verschafften ihrem Ärger zudem mit zahlreichen Plakaten im Dorf Luft: «Wehrt euch», hiess es da. Oder «Gebrannte Kinder scheuen das Feuer».

Schlechte Erfahrungen?

Amden hatte mit dem Heim Soldanella bereits einmal eine Unterkunft für Asylsuchende im Dorf. Während 20 Jahren.

Hugo Thoma, Präsident der SVP Amden, erklärt dem Regionalsender «TVO», welche Probleme aus seiner Sicht damit einhergingen: «Man konnte nicht mehr richtig zum Arzt. Man musste sich fast hindurchellenbögeln.» Auf der Post sei es einem gleich ergangen. Die Asylsuchenden seien in Gruppen vor dem Eingang herumgestanden. «Keiner machte Anstalten, Platz zu machen. Im Gegenteil: Unsere Frauen wurden angepöbelt und betatscht.»

«Die sollen sofort wieder verschwinden!»

Ein Einwohner erklärt am Rande der Infoveranstaltung, die Schweiz sollte gleich mit Asylsuchenden umgehen wie Australien. Die Asylsuchenden sollten umgehend zurückgeschickt werden. «Die sollen sofort wieder verschwinden!» Die Schweizer könnten schliesslich auch nicht einfach in ein anderes Land auswandern. «Wir arbeiten und zahlen Steuern», sagt der Einwohner erzürnt. Die Asylsuchenden lebten währenddessen in «Saus und Braus».

Eine Einwohnerin hätte statt der Unterkunft lieber eine Schönheitsklinik im Kurhaus.

Zwischenrufe wie jener von Schwester Zita verhallten angesichts der ganzen Wut fast ungehört: «Ich würde mir wünschen, dass die Ammler gute neue Erfahrungen machen mit den Asylsuchenden.» Auch die Erläuterungen zur Flüchtlingsproblematik und über die Krisenherde in Syrien, Libyen oder Eritrea durch den Vorsteher des St. Galler Justiz- und Polizeidepartements, Fredy Fässler, vermochten die Wogen nicht zu glätten. (noo)

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