A.R. (42) ist wahrscheinlich der irrste Töfffahrer der Schweiz. Der Film seiner Amokfahrt verbreitet sich zurzeit auf Youtube wie ein Lauffeuer. Der Vater von zwei Kindern wohnt in Rheineck SG und ist momentan arbeitslos. «Ich wollte einfach Dampf ablassen», sagt er über seine anderthalb Stunden lange Tour im September 2014.
Im knapp 19-minütigen Clip sieht man Szenen wie aus einem Hollywood-Streifen: Ohne Kontrollschild brettert A.R. los. Seine Pneus lässt er direkt neben einem Polizeiposten qualmen, rast mit bis zu 100 km/h durch Ortschaften. Rasch wird die Polizei auf den Amokfahrer aufmerksam – R. ergreift die Flucht.
Die Fahrt endet mit einem Sturz in St. Gallen. Man sieht, wie mindestens ein Polizist auf den am Boden liegenden Mann einschlägt. Auf beiden Seiten fallen grobe Beleidigungen.
BLICK trifft den Töff-Raser im Velokeller seines Hauses. «Meinen Ausweis bin ich ja für ein Weilchen los», sagt er.
Früher hatte er eine KTM Super Duke 990. Wann er wieder so eine Maschine fahren darf, weiss er nicht. Das Verfahren wegen der Amokfahrt läuft noch: «Zur Anzeige gebracht wurden unter anderem zehn Raserdelikte, zehn Mal stark überhöhte Geschwindigkeit und sogar Hausfriedensbruch. Weil ich durch einen Rohbau gefahren bin.»
Zu seinen Beweggründen sagt R. nur: «Ich hatte eine Stinkwut auf die Behörden.» Sieben Jahre sei er selbständig gewesen: «Ich habe Grills verkauft, hatte zeitweise mehr als fünf Angestellte.» Schon damals hätten ihm die Behörden das Leben schwer gemacht. Richtig schlimm sei es dann nach Burnout und Konkurs geworden: «Ich hatte nichts mehr zum Essen für meine Familie. Bekam von den Behörden keinen Franken.»
Am Geburtstag des Sohnes sei ihm alles zu viel geworden: «Ich habe am falschen Ventil gedreht.» Der Töff-Raser übt durchaus sachte Selbstkritik: «Ich habe Scheiss gemacht und Menschenleben gefährdet.» Die Fahrt sei aber auch ein Hilferuf in der Not gewesen: «Die von der Behörde sind einfach alles panierte Bünzli-Bürger!»
Für die schimpfenden und prügelnden Polizisten zeigt A. R. sogar Verständnis: «Wäre ich einer der Polizisten gewesen, hätte ich mir wohl auch ein paar aufs Dach gehauen.» Trotzdem findet er das Vorgehen der Beamten unprofessionell: «Eigentlich ist das schon eine Schweinerei.»
Auch Dionys Widmer, Sprecher der Stadtpolizei St. Gallen, kommentiert die Prügelszenen als «unschön». Weil jedoch gegen mindestens einen der beteiligten Polizisten noch ein Verfahren laufe, konnte er sich nicht ausführlicher zum Fall äussern.