Liechtenstein hat jetzt auch einen eigenen Tebartz-Fall: Der katholische Erzbischof Haas will sich eigene Bischofsgräber in den Innenräumen seiner Kathedrale St. Florin in Vaduz bauen lassen. Kostenpunkt: 130'000 Franken. Die zuständige Gemeinde hat dazu vor Wochen grünes Licht gegeben, wohl auch, weil die Kirche die Kosten übernimmt.
Die Geschichte erinnert an den Fall Franz-Peter Tebartz-van Elst: Der ehemalige Limburger Bischof liess sich für Millionen einen Protzbau bauen, mitsamt Designer-Badezimmer. Die anhaltende Kritik kostete dem Bischof zuletzt den Job.
Soweit ist es in Lichtenstein jedoch noch nicht: Bislang hielt sich die Kritik an den Kosten in Grenzen. In einem Land, in dem jeder jeden kennt, wird das Staatsmotto «Für Gott, Fürst und Vaterland» hochgehalten.
Bis jetzt: Vor einigen Tagen preschte die Vaduzerin Eva Rieger in einem Leserbrief im «Liechtensteiner Vaterland» vor. Darin bezeichnete sie die Baupläne als «Provokation» – eine mehr, denn schliesslich sorge der Bischof Haas mit «seiner rückwärtsgewandten Einstellung seit Jahren für Spott seitens des Auslands».
Haas bereits einmal versetzt
Wie Rieger weiter kritisiert, gefährde Haas mit seinen erzkonservativen Positionen auch den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde und warnt vor einer Spaltung. Die schriftliche Kritik sorgte derart für Aufsehen, dass die «Ostschweiz am Sonntag» dazu einen halbseitigen Text abdruckte.
Bischof Haas ist eben immer noch eine Reizfigur. In den 1990-er Jahren sorgte er in der katholischen Kirche für Streit. Seinen konservativen Ansichten wegen wurde Haas schliesslich 1997 vom Bistum Chur in das eigens für ihn geschaffene Bistum Vaduz verlegt. (pma)