Oliver C. muss im Dezember vor Gericht antraben
FDP-Gemeinderat ein Mafia-Geldwäscher?

Vier Jahre war Oliver C. (42) Gemeinderat von Chiasso TI. Später liess sich der Finanzintermediär mit zwielichtigen Leuten ein. Im Dezember steht er wegen Geldwäsche für die 'Ndrangheta vor Gericht.
Publiziert: 22.11.2017 um 22:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:48 Uhr
FDP-Gemeinderat ein Mafia-Geldwäscher?
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Cyrill Pinto

Die 'Ndrangheta-Zelle flog bereits im Dezember 2014 auf, doch erst jetzt kommt es zum Prozess gegen ihre Helfer vor dem Bundesstrafgericht. Verantworten müssen sich Franco L. (63) als Banker der 'Ndrangheta, Oliver C.* (42) als deren Finanzvermittler und Antonella D. (47), die Frau eines Mafiosos. Zuvor hatte die Polizei die Gruppe monatelang beobachtet. Video-Aufnahmen zeigen die Brüder Giulio und Vincenzo Martino, wie sie ihren Geschäften nachgehen und in Mailand mitten auf der Strasse Leute bedrohen.

Laut der Polizei in Italien sind die Brüder seit den 80er-Jahren Mitglieder der Einflussreichen 'Ndrangheta-Familie Libri-De Stefano-Tegano in Reggio Calabria. Im Dezember 2014 verhaftete die Polizei die Brüder und 59 Helfer der Gruppe. Im Sommer 2015 wurden sie zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Durch die lückenlose Überwachung der Gruppe konnte die italienische Polizei schliesslich auch nachvollziehen, wie die Mafiosi aus Kalabrien ihr Drogengeld nicht nur in Italien, sondern auch in der Schweiz investierten.

Ihre Millionen brachten sie über die Grenze nach Chiasso TI. Hier wurde das Geld auf einer Bank in Lugano TI deponiert und von dort weiter nach Dubai oder die Bahamas transferiert. Die Gruppe investierte ihr Geld sogar in Liegenschaften in der Schweiz. So zum Beispiel in das moderne Bürogebäude an der Via G. Motta gegenüber dem Bahnhof in Chiasso. 1,8 Millionen aus dem Handel mit Kokain stecken laut Bundesanwaltschaft in dem Bürogebäude an prominenter Lage. Auch in Mailand versuchte die Gruppe ihr Geld mittels Investitionen in Firmen zu waschen. Unter anderem, indem sie in ein Catering-Unternehmen investierte, das den Fussballklub Inter Mailand belieferte.

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Oliver C. muss sich im Dezember wegen Geldwäsche vor dem Bundesstrafgericht verantworten.
Foto: Facebook

Der Mafia-Banker und sein Helfer

Ohne den Tessiner Finanzintermediär und Ex-FDP-Gemeinderat von Chiasso, Oliver C., hätten die Mafiosi ihr Geld nicht waschen können. Deshalb steht der Mann, der zwischen 2004 und 2008 in der Exekutive von Chiasso sass, zusammen mit Franco L. und Antonella D. am 4. Dezember in Bellinzona vor dem Bundesstrafgericht. Der Schweizer Finanzintermediär, der aktuell in zahlreichen Firmen eingetragen ist, wurde wegen Geldwäsche, Urkundenfälschung und Verstössen gegen das Ausländergesetz angeklagt. Ihm drohen mehrere Jahre Gefängnis. Der Ex-Gemeinderat führte zwischen Juli 2012 und April 2014 regelmässig Aufträge für die Gruppe aus Mailand aus. Insgesamt 27-mal überschrieb er Konten auf andere Namen, löste Schweizer Lebensversicherungen auf oder transferierte hohe Geldbeträge von einer Bank in Lugano nach Dubai oder auf die Bahamas. Für eine Stellungnahme waren weder C. noch sein Anwalt zu erreichen.

Franco L. ist bereits im Strafvollzug

Oliver C. handelte im Auftrag von Franco L., der als Banker der 'Ndrangheta-Familie Libri-De Stefano-Tegano gilt. Er wurde Ende 2014, zur gleichen Zeit wie seine Auftraggeber in Mailand, im Tessin verhaftet und steht nun als Hauptangeklagter vor dem Bundesstrafgericht. Seit seiner Festnahme ist er in der Strafanstalt La Stampa bei Lugano inhaftiert. Als Hautpttäter werden ihm nicht nur Geldwäsche und Verstösse gegen das Ausländergesetz, sondern auch die Unterstützung einer kriminellen Organisation vorgeworfen.

Vor Gericht mitverantworten muss sich auch Antonella D., die Frau eines in Haft sitzenden Mafiosos. Unter anderem ein Konto über 1,5 Millionen Franken bei einer Luganeser Bank wurde von Finanzvermittler C. auf ihren Namen übertragen. Tatsächlich stammte das Geld laut den Ermittlern in der Schweiz und Italien aus den kriminellen Aktivitäten der Gruppe. Sie muss sich deshalb wegen Geldwäsche verantworten.

*Name der Redaktion bekannt

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