O. W. (26) war der Zellengenosse von Vergewaltiger Kiko
«Ich wusste von den Fluchtplänen»

Vor genau fünf Monaten verhalf Angela Magdici dem Gefängnisinsassen Hassan Kiko zur Flucht. In der selben Zelle sass damals auch O.W. Gegenüber BLICK schildert er die filmreifen Momente.
Publiziert: 09.07.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:36 Uhr
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O.W. sagt, auch ihm sei die Flucht angeboten worden. «Das Risiko wollte ich aber nicht eingehen.»
Foto: Stefan Bohrer
Andrea Cattani

Wenn O. W.* (26) an die Nacht vom 8. auf den 9. Februar denkt, kann er bis heute nur ungläubig den Kopf schütteln. «Es ist Wahnsinn, was sich da abgespielt hat», sagt er. Bereits seit einigen Wochen sass der Zürcher damals wegen Einbruchdiebstahls im Gefängnis Limmattal. Sein Zellengenosse: Hassan Kiko (27).

Mittlerweile sind der verurteilte Vergewaltiger und die Gefängniswärterin Angela Magdici (33) das bekannteste Ausbrecherpärchen der Schweiz. 45 Tage dauerte ihre Flucht – bis die Polizei sie in ihrem Liebesnest in der norditalienischen Stadt Romano di Lombardia verhaftete (BLICK berichtete).

«Das Risiko wollte ich nicht eingehen»

W. erinnert sich noch ganz genau an die Minuten des Ausbruchs: «Es war kurz vor Mitternacht, und ich lag in meinem Bett. Plötzlich drehte sich der Schlüssel im Schloss, die Tür ­öffnete sich. Dann stand Magdici in unserer Zelle.»

Die Wärterin sei nervös und sichtbar gestresst gewesen. «Sie sagte zu Hassan, er solle sich beeilen. Dann bot er mir an, auch mitzukommen.»

Der Ex-Häftling gibt zu, ­einen Moment lang über eine Flucht nachgedacht zu haben. «Das Risiko wollte ich aber nicht eingehen. Ich wusste ja, dass ich auch so bald rauskommen würde.»

Kurz darauf waren Kiko und Magdici weg – und die Zellentür war wieder geschlossen. Erst in den frühen Morgenstunden öffnete sie sich erneut. Diesmal betraten mehrere Aufseher und Polizisten die Zelle. «Natürlich hatten sie einige dringende Fragen an mich», sagt O. W. mit ­einem Schmunzeln.

Warum fliehen, wenn man unschuldig ist?

Für O. W. ist es unbegreiflich, dass man dem Treiben seines Zellenkumpans und Angela Magdicis so lange zuschaute. «Es war ein offenes Geheimnis, dass da etwas lief zwischen den ­beiden.» Selbst von den Fluchtplänen habe er gewusst.

«Unter vier Augen erzählte Kiko mir schon rund eine Woche vorher von ihrem Vorhaben. Als Ziel nannte er immer wieder Syrien, Portugal, aber auch ein Haus in Norditalien.» Für O. W. ist klar, dass Hassan Kiko die Aufseherin zum Ausbruch überredet haben muss. «Sie war immer nett und bei den anderen Häftlingen beliebt. Er hat ihr einfach den Kopf verdreht.» 

Noch heute, genau fünf Monate nach der spektakulären Nacht, kann O. W. den Gefängnisausbruch kaum nachvollziehen. «Was ich nicht verstehe: Warum wollte Kiko abhauen, wenn er wirklich so unschuldig ist, wie er selber immer sagte?»

Mit dieser Frage wird sich in naher Zukunft auch das Zürcher Obergericht befassen. Kiko sass bis zum Ausbruch wegen Vergewaltigung im Gefängnis. Das entsprechende Urteil ist aber noch immer nicht rechtskräftig.

* Name der Redaktion bekannt

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