Nur noch ein Login
Die digitale Unterschrift kommt

Radikaler Umbruch: Hinter den Kulissen arbeitet die Schweiz am Online-Identitätsnachweis für alle.
Publiziert: 11.12.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:39 Uhr
«Wir möchten, dass sich Kunden dereinst mit dem Bank-Login etwa bei Online-Shops, Ämtern oder für die Steuererklärung anmelden können», sagt Andreas Kubli (47), Head Multichannel Management & Digitization bei der UBS.
Foto: SoBLICK
Bastian Heiniger

Wer das Internet nutzt, kennt das Problem: Fast täglich erstellt man neue Passwörter und Logins für E-Mail, Social Media oder Shops, für E-Banking, Handy-Accounts, Konten bei Behörden, SBB und Post – das Dickicht der Login-Daten wächst und wächst.

Bald könnte es radikal gestutzt werden. Hinter den Kulissen arbeitet die Schweiz an einer digitalen Identitätskarte. Wie die E-ID genau aussehen wird, ist noch unklar.

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) wird einen unverbindlichen Vorschlag ausarbeiten, der im Frühling in die Vernehmlassung gehen soll. «Der Bund wird sich auf die Defini­tion der rechtlichen Rahmenbedingungen konzentrieren», sagt Lulzana Musliu, Sprecherin beim Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement. Die Umsetzung übernehmen Private.

SonntagsBlick weiss: UBS, Credit Suisse und Swisscom haben sich für ein Pilotprojekt mit dem Start-up Notakey zusammengeschlossen.

Passepartout fürs Internet

Ihr Ziel: einen Passepartout fürs Internet zu entwickeln. «Wir möchten, dass sich Kunden dereinst mit dem Bank-Login etwa bei Online-Shops, Ämtern oder für die Steuererklärung anmelden können», sagt Andreas Kubli (47), Head Multichannel Management & Digitization bei der UBS. «Für uns ist das ein sehr spannendes Thema, da es viele Prozesse vereinfachen kann und der Kunde einen grossen Nutzen hat.»

Will die E-ID: Digitec-Gründer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler.
Foto: Gaetan Bally

Das ist ganz im Sinn von FDP-Nationalrat und Digitec-Mitgründer Marcel Dobler (36). Der künftige Präsident des Informatikverbands ICT Switzerland fordert, dass sich Swisscom, Sunrise, PostFinance, Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank und Grossbanken zu einem Konsortium zusammentun, um eine elektronische Identität und eine elektronische Unterschrift zu erarbeiten. «Die Schweiz ist reif dafür», sagt er. «Wenn wir das schnell umsetzen, haben wir einen riesigen Vorteil gegenüber dem Ausland.»

Wer heute einen Vertrag abschliessen oder die Steuererklärung abgeben will, muss das Dokument ausdrucken, unterschreiben und verschicken. Das wäre dann Vergangenheit. Per E-Identität könnten sich Nutzer überall im Netz einloggen – durch nur einen Zugang. Mit der E-Unterschrift liessen sich viel Geld, Papier und Zeit sparen, ist IT-Spezialist Dobler überzeugt.

«Zu teuer, zu umständlich»

Die Schweizerische Post ist daran, ihre Suisse ID neu zu lancieren. Schon 2010 nahm sie einen ersten Anlauf, um die elektronische Unterschrift einzuführen. Der Bund subventionierte das Projekt mit 17 Millionen Franken. Doch es scheiterte. «Zu teuer, zu umständlich und leider nicht mehr als ein Experiment, das gut gemeint war», sagt Dobler.

Er befürchtet allerdings, dass auch bei der Entwicklung der E-ID verschiedene Unternehmen versucht sein könnten, ihr eigenes Süppchen zu kochen.

Wie es bereits bei mobilen Bezahlsystemen via Smartphone passiert ist: Erst lancierte PostFinance Twint, die Finanzdienstleister Six, UBS und ZKB folgten mit ihrer eigenen App Paymit, und Swisscom entwickelte Tapit. Durchgesetzt hat sich keine. Um den Angriff von Apple und Samsung abzuwehren, einigten sich alle letztlich auf Twint.

Es scheint, als hätte man daraus gelernt. «Wir sind offen für eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen», versichert Kubli von der UBS. «Die Digitalisierung bringt Unternehmen dazu, stärker zusammenzuarbeiten.»

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