Die Bilder wirken verstörend. Während zwei Rekruten auf dem Boden kriechen müssen, folgt ihnen ein Wachtmeister mit einem Stock in der Hand. Er brüllt und schlägt immer wieder auf die Männer ein. Immer wieder mit voller Wucht gegen den Helm.
Die Aufnahme entstand Mitte Januar in der Kaserne in Liestal BL. Nach dem Blick-Artikel hat der Kommandant eine Disziplinaruntersuchung angeordnet. Der Vorfall werde durch die Militärjustiz untersucht.
Ob dem Wachtmeister aber tatsächlich Konsequenzen drohen, ist unklar. Denn das Prügel-Video sehe schlimmer aus, als es tatsächlich war, erklärt die Armee auf Anfrage von Blick.
Rekruten müssen lernen, mit Druck umzugehen
Also alles halb so wild? Armee-Sprecher Daniel Reist zu Blick: «Erste Erkenntnisse zeigen, dass es sich um eine ordentliche Ausbildungssequenz handelte, die den Soldaten einleitend im Detail erklärt wurde.» Schliesslich müssten die Rekruten lernen, unter physischem und psychischem Druck richtig zu handeln.
Das sei zum Beispiel der Fall, wenn Soldaten während der Ausführung eines Schutzauftrages «plötzlich mit einer ‹Gegenseite› konfrontiert sind, welche sie physisch und/oder psychisch bedrängt. Dies könnte im Wachtdienst passieren oder im Rahmen von Schutzaufgaben anlässlich des WEF, beim Schutz von Botschaften in Bern und Genf», so der Armeesprecher.
«Nur lobende Worte für die Ausbildungssequenz»
Ausserdem sei keiner der Rekruten einer Gefahr ausgesetzt gewesen oder gar verletzt worden. Reist: «Die Soldaten wussten, was auf sie zukommt – sie konnten ja auch den anderen zuschauen – und hatten jederzeit die Möglichkeit, die Situation von sich aus zu stoppen.»
Und überhaupt hätten die bisher befragten Soldaten «nur lobende Worte für die Ausbildungssequenz». Von Schikane könne deswegen nun wirklich nicht gesprochen werden, betont der Armeesprecher.
Das sieht zumindest ein Rekrut etwas anders. Er berichtet davon, dass im ganzen Januar die Wachtmeister immer wieder über die Stränge geschlagen hätten. «Die Wachtmeister haben uns zur Belustigung und aus Langeweile schikaniert», berichtet er. Er selber habe das Video nicht gemacht, sei aber zu der Zeit ebenfalls in Liestal gewesen, als es zu den Szenen kam. (jmh)