Am Montag erscheint ein europaweiter Schuldenreport der Inkasso-Firma Intrum. Laut SonntagsZeitung schneidet die Schweiz schlecht ab. In 24 Ländern wurden über 24'000 Personen befragt.
Hierzulande gaben 54 Prozent an, dass sie im letzten Jahr eine oder mehrere Rechnungen nicht rechtzeitig beglichen. Nur in Griechenland (66%) war die Quote noch tiefer. Ungarn (42%), Italien (47%) oder Rumänien (52%) hingegen schnitten besser ab. Auf den ersten Rängen landeten Estland, Tschechien und die Slowakei, wo zwei Drittel der Befragten alle Forderungen rechtzeitig beglichen.
Steuerschulden sind die häufigsten und schwersten Fälle
Das Problem sind Steuerforderungen, welche nur 49 Prozent der Schweizer fristgerecht begleichen. Vor fünf Jahren waren es noch 67 Prozent. «Steuerschulden machen bei uns nicht nur die meisten Fälle aus, sondern auch die schwersten», sagt Sébastien Mercier, Geschäftsführer von Schuldenberatung Schweiz.
Diese hat für die SonntagsZeitung 4706 Dossiers von Personen ausgewertet, die man im letzten Jahr betreute. 77 Prozent von ihnen hatten Steuerschulden. Im Durchschnitt waren sie dem Fiskus 25'648 Franken schuldig. Mercier mag nicht von schlechter Moral sprechen. «Betroffene bezahlen meist nicht, weil sie in einer Krise stecken und schlicht das Geld fehlt.» Mercier nennt Krankheit, Scheidung oder Stellenverlust als Beispiele.
Bereits vor einem Monat stellte das Bundesamt für Sozialversicherungen eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz vor, in der als häufigster Anlass für Zahlungsrückstände die Steuern genannt wurden. Die Autoren empfehlen, «die auf kantonaler Ebene erforderlichen gesetzlichen Grundlagen für einen freiwilligen Direktabzug der Steuern vom Lohn zu schaffen».
Offene Forderungen von fast zwei Milliarden Franken
Schlecht ist die Schweizer Zahlungsmoral laut europäischem Schuldenreport aber auch bei Arztrechnungen, im Online- und Versandhandel oder bei Kreditkartenrechnungen. Alleine die Mitglieder vom Verband Schweizerischer Inkassotreuhandinstitute bearbeiteten im vergangenen Jahr offene Forderungen von 1,95 Milliarden Franken.
«Und da sind keine Krankenkassen und Steuerverwaltungen eingerechnet, welche ihr Inkasso meist selbst machen», sagt Pressesprecher Patrik Kneubühl. Seit dem Jahr 2014 stiegen die Forderungen gemäss Verband um 20 Prozent.