Er ist der Roger Federer unter den Bergsteigern: Dani Arnold (35) hält aktuell an vier der sechs grossen Nordwände in Europa den Speedrekord. Ohne Seil klettert der Urner dafür möglichst schnell senkrechte und überhängende Felsen hoch.
Nun hat er eine neue Bestmarke aufgestellt. Am 5. September bezwang er die Grosse Zinne (I) über die Comici-Dimai-Route, eine 550 Meter lange Bergwand an den Gipfeln der Sextner Dolomiten. Er besteigt die Nordwand in 46 Minuten und 30 Sekunden. Zum Vergleich: Geübte Seil-Kletterer brauchen dafür sechs bis sieben Stunden!
«Ich höre auf mein Bauchgefühl»
Den meisten wird es bereits beim Betrachten der Fotos schwindlig. Arnold will trotzdem keine Angst haben. «Beim Klettern kann ich mir das nicht erlauben», sagt er zu BLICK. «Bei einem schlechten Bauchgefühl breche ich sofort ab.» Dies sei auch seiner Frau klar. Er erklärt: «Meine Familie weiss, dass ich oft ohne Erfolg von Projekten zurückkomme. Darum können sie mit meinem Beruf umgehen.» Er versteht aber, wenn sich Leute um ihn sorgen.
Auch die Bedingungen bei seinem letzten Speed-Rekord waren alles andere als einfach: «Der Fels war nicht immer ganz fest», sagt er. Die Route ist beliebt bei Seilschaften. «Stellenweise ist sie etwas abgeschmiert, wie poliert», so der Urner.
Knallhartes Training
Für seinen jüngsten Rekord musste er hart trainieren. «Vor vier Jahren schaute ich die Wand das erste Mal an», sagt er. Spezifisch für den Rekord geübt hat er dann in den vergangenen eineinhalb Monaten. Dafür geht er joggen, macht Krafttraining und übt vor allem technisches Klettern. «Es muss körperlich und mental alles stimmen», so der Rekordhalter. Seine persönliche Strategie: «Ich versuche jeweils, im Training ein höheres Niveau zu erreichen, als für den Rekord-Versuch nötig ist.»
Er zieht ein positives Fazit: «In diesem Sommer war ich auf meinem ersten 8000er-Gipfel. Wer sich beim Klettern auskennt, weiss, dass man danach nicht in seiner Bestform ist», sagt er. «In so kurzer Zeit wieder fit zu werden, ist schon cool.» Darauf ist er stolz: «Fast alle grossen Bergsteiger hinterliessen an den Zinnen ihre Spuren. Jetzt gehöre ich auch dazu.»
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