Nordkorea-Skandal: Was aus dem schiesswütigen Oberst wurde
Aufstieg aufs Abstellgleis?

Die Militärs setzten voll auf den Schweizer Oberst im Generalstab, A.S.* – wollten ihn zum Brigadier machen. Doch nun wurde er in der Geschäftsleitung der Führungsunterstützungsbasis der Armee platziert.
Publiziert: 03.04.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:30 Uhr
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M. S. sollte zum Briga­dier befördert werden. Ist seine Militärkarriere nun zu Ende?
Nico Menzato

Vor bald zwei Jahren kam es auf einem Schiessplatz bei Chancy im Kanton Genf zu einem Skandal, der hohe Wellen schlug. M. S.*, ein Schweizer Oberst im Generalstab, hatte eine Schiessübung organisiert, bei der auch zwei nordkoreanische Offiziere teilnahmen.

Der Schiess-Irrsinn, den SonntagsBlick aufdeckte, fand im Rahmen eines Stu­diengangs des Genfer Zentrums für Sicherheitspolitik (GCSP) statt.

«Friedens-Studenten» aus der weltweit schlimmsten Diktatur, die mit Schweizer Sturmgewehren scharf schiessen – und dies unter Anleitung eines Schweizer Obersts!

Der damalige Verteidigungs­minister Ueli Maurer (65) untersuchte den Fall. Und die Militärjustiz schritt ein. Ihre Untersuchung ergab, S. habe sich «der Nicht­befolgung von Dienstvorschriften schuldig gemacht». Das Vergehen sei allerdings ein «leichter Fall», weshalb S. mit einer Disziplinarstrafe davonkam.

Politiker wie etwa SP-Sicherheitsexpertin Evi Allemann (37) konnten das milde Urteil nicht nachvollziehen.

Nun, bald zwei Jahre später, hat S. einen neuen Job: Er wurde zum Projektleiter und zum Mitglied der Geschäftsleitung der Führungs­unterstützungsbasis der Armee (FUB) ernannt. Die FUB ist die Kommunikationsabteilung der Armee. Sie stellt ihr sichere Netze und Telekommunikationssysteme zur Verfügung.

Zuvor war S. innerhalb der FUB Chef eines hochsensiblen Kommandos, welches den Verteidigungsminister und die Armee in Sachen Funk und elektronische Kriegsführung berät.

Gemäss Organigramm ist S. um eine Stufe aufgestiegen. Mehrere Armeekenner interpretieren den Stellenwechsel jedoch als Beförderung aufs Abstellgleis. Denn S. war zu Höherem berufen. Vor der Schiessübung figurierte er auf einer Shortlist mit Brigadier-Kandidaten. Dazu ist es, zumindest vorderhand, nicht gekommen.

Armeesprecher Christoph Brunner will sich nicht dazu äussern, ob die Schiessübung bei Genf einen Einfluss auf den «Karriere­schritt» von S. hatte.

Zum neuen Job sagt Brunner einzig, es sei «eine von neun Projektleiterpositionen» – und die Arbeit würde den Abschluss und die Überwachung von Dienstleistungsvereinbarungen zuhanden der Armee und des VBS umfassen. Zu den neuen Aufgaben von S. gehört auch «die Auslieferung und Reparatur von Bürogeräten» und der «Betrieb der Nutzer-Hotline».

Dies scheint in der Tat keine zentrale Schaltstelle in der Armeeführung zu sein.

* Name der Redaktion bekannt

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