Ihr Schicksal bewegte gestern die ganze Schweiz. Nicola Heyser (43) darf leben, weil ihr ein anonymer Spender ein Herz schenkte. «Ich bin so unendlich dankbar, kann ich meiner Tochter beim Aufwachsen zusehen», sagt die ehemalige Spitzensportlerin in der Sendun «Fortsetzung folgt» mit Mona Vetsch (39) auf SRF 1. Die Dressurreiterin, die schon bei Zuchtweltmeisterschaften an den Start ging, spricht eindrücklich über den schwersten Einschnitt in ihrem Leben. Und hat deshalb eine klare Forderung: «Es braucht mehr Organspender in der Schweiz!»
Aktuell warten bei uns 1344 Menschen auf ein Spenderorgan – und jede Woche sterben zwei Betroffene, weil sie nicht rechtzeitig damit versorgt werden können. «Dieses Warten ist die Hölle. Du weisst nicht, ob du überlebst und kannst doch nichts tun», erzählt Heyser. Über zehn Jahre kämpfte die passionierte Reiterin aus Bern gegen die Auswirkungen ihres angegriffenen Herzes. Ihr Körper wurde schwächer und schwächer, zuletzt konnte sie sich kaum mehr selbst versorgen. «Das Schwerste für mich war zu sehen, wie meine Tochter litt. Als sie mir sagte: ‹Ich werde mein ganzes Leben weinen, wenn du stirbst, Mami›, brach für mich eine Welt zusammen.»
Hohe Ablehnquote
Im europäischen Vergleich zeigt die Schweizer Bevölkerung die geringste Bereitschaft Organe zu spenden. Die Ablehnungsquote liegt bei rund 60 Prozent. Die Politik tut sich schwer, griffige Massnahmen zu ergreifen. Erst im März kippte der Nationalrat die Widerspruchslösung, die heute in den meisten europäischen Ländern gilt. So ist zum Beispiel in Frankreich, Spanien oder Österreich jeder ein potenzieller Spender, der sich nicht explizit dagegen ausspricht. Für Heyser ist der Entscheid des Parlaments unverständlich. «Ich frage mich, hätten die Gegner auch so abgestimmt, wenn sie selbst betroffen gewesen wären?»
Dass Heyser heute lebt, bezeichnet sie selbst als ein Wunder. «Ich wurde an einem Freitag, den 13., operiert. Das ist jetzt mein Glückstag», sagt sie. Das war vor fünf Jahren. Nach der Operation kämpfte sie sich zurück in ihr altes Leben – und hat es geschafft. Ihr Körper hat das fremde Herz nicht abgestossen. Heute kann sie wieder als Reitlehrerin arbeiten.
Die Dreharbeiten zum gestrigen Film haben sie dennoch aufgewühlt. «Ich mache mir viele Gedanken über meinen Spender, darüber, dass ich lebe und er nicht.» Doch er habe soviel Gutes mit seinem Herz bewirkt, sagt sie und schaut auf ihre Tochter Anna-Paula (11). «Ich kann für sie da sein, das ist das grösste Geschenk. Und ich lebe ohne Schmerzen. Danke!»