Knapp zwei Wochen dauert es noch bis zum langen Osterwochenende. Und in Zeiten von Corona, Homeoffice-Pflicht und geschlossenen Beizen ist die Sehnsucht nach etwas Abwechslung im Freien besonders gross. Das sorgt bei den beliebtesten Ausflugszielen für Alarm – sie stellen sich bereits auf einen Oster-Ansturm ein.
So zum Beispiel im Kanton Glarus: Das Klöntal mit seinem malerischen Bergsee liegt gerade mal eine Autostunde von Zürich entfernt. Schon mehrmals wurde das Gebiet in diesem Jahr von Ausflüglern überrannt. «Die Strasse zum Obersee musste Ende Februar und Anfang März schon viermal gesperrt werden», sagt Andreas Neumann, stellvertretender Gemeindeschreiber von Glarus Nord, gegenüber der «Südostschweiz».
Appell an die Vernunft der Gäste
Etwa 700 Parkplätze stehen den Besuchern zur Verfügung im Klöntal. Sind diese voll, wird niemand mehr hoch gelassen. Seit der Corona-Pandemie hat der Andrang nochmals zugenommen. Die Behörden rüsten darum auf: Neu werden Besucher schon auf der Autobahn darauf hingewiesen, wenn es kein Durchkommen mehr gibt zum See.
Hiesige Destinationen liegen wegen der Reisebeschränkungen voll im Trend. So auch die Ostschweiz: Der Aescher unterhalb der Ebenalp oder auch der nahe gelegene Seealpsee in der Alpsteinregion im Kanton Appenzell Innerrhoden sind längst keine Geheimtipps mehr. Das weiss auch Guido Buob (55), Chef von Appenzellerland Tourismus. Corona habe den Andrang auf diese Ziele noch verstärkt. «Mittlerweile kommen mangelhaft vorbereitete und ausgerüstete Leute hier hoch, die sonst nie einen solchen Ausflug machen würden», sagt er.
Gerade fürs Osterwochenende ist das aber problematisch. Nur schon der Seealpsee liegt auf 1141 m.ü.M. «Die Leute sehen, dass im Flachland schon fast Frühling ist und reisen dann unvorbereitet an.» Dabei fängt die eigentliche Saison im Alpsteingebiet erst im Mai an. «Die Bedingungen für Ausflügler sind so früh im Jahr aufgrund der nach wie vor erheblichen Schneemengen und der damit verbundenen Lawinengefahr noch alles andere als einfach.»
Buob appelliert daher an die Vernunft der Gäste: «Wir raten ungeübten Berggängern von einem Ausflug ab und machen auch bewusst jetzt noch keine Werbung für diese Region.» Stattdessen empfiehlt der Tourismus-Verantwortliche in den kommenden Wochen noch eine der Panorama-Wanderungen in tieferen Lagen – mit Ausblick auf den Alpstein.
Der Oeschinensee liegt noch im Winterschlaf
Noch gar nicht für den Grossandrang geöffnet ist der Oeschinensee im Berner Oberland. Der malerische Platz mit dem imposanten Blick auf das Blüemlisalphorn erlebte im vergangenen Sommer eine regelrechte Völkerwanderung. Jetzt liegt der See noch im Winterschlaf – und das wird auch am Osterwochenende noch so sein. Die Gondelbahn, die den See mit dem Kandertal verbindet, nimmt den Betrieb erst im Mai wieder auf.
Zwar gibt es einen Fussweg hoch zum Oeschinensee, doch auch der ist derzeit tief verschneit. Und egal, wie frühlingshaft die Wetteraussichten für Ostern ausfallen werden: Die Verantwortlichen weisen explizit darauf hin, dass das Gebiet um den Bergsee noch gemieden werden sollte.
Anders ist die Lage weiter unten in Kandersteg BE. Dass der grosse Besucher-Magnet Oeschinensee noch nicht zugänglich ist, spürt man im Dorf kaum. Der März ist schon jetzt auf Kurs zum Rekord-Monat – Corona sei Dank! «Im Vergleich mit anderen Jahren sind etwa 50 Prozent mehr Buchungen eingegangen», sagt René Maeder, Gemeindepräsident und selber Hotelier im Bergort, zu BLICK. «Die Leute nutzen jede Gelegenheit, um zu etwas Abwechslung zu kommen.»
Sollte der Andrang im Berner Oberland an Ostern zu gross werden, würde man auch dort Massnahmen ergreifen, sagt Maeder. Wie diese aussehen, wollte er nicht ausführen. Man werde Beschlüsse fassen, wenn die Notwendigkeit dazu bestehe.