Henrik Amalia von Dewitz (27) mag den eigenen Körper, wie er ist: mit Bart, tiefer Stimme und Penis. Trotzdem ist Henrik Amalia non-binär. Fühlt sich weder den Geschlechtern Frau noch Mann zugehörig. Wir treffen die Person in Luzern, inmitten von LGBT-Symbolen und einem «Keine Pflanze ist illegal»-Demo-Schild.
Wenn sie Leute kennenlerne, sage sie: Meine Pronomen sind sie, er oder they – das englische Pronomen, das non-binäre Menschen oft benutzen. Nenn mich Henrik oder Amalia, oder gib mir einen Spitznamen. «Ich fühle mich durch fast alles angesprochen.» An der Heilpädagogischen Schule, wo sie unterrichtet, rufen die Kids nicht Herr oder Frau, sondern «Person von Dewitz!».
Bis hierher wars ein Prozess, der im Teenager-Alter mit dem ersten Outing als schwul begann. Das zweite bahnte sich mit 21 an. Durch ein Seminar über Männlichkeit. Als er im Kreis mit anderen Teilnehmenden diesen einen Satz laut sagte: «Ich bin männlich.» Und spürte: Das stimmt nicht.
Henrik Amalia hat den Geschlechtseintrag löschen lassen
Henrik wurde neugierig. Tauchte online in die queere Welt der englischen Identitätsbegriffe ein, genderless, cis-genderless, non-binary. Dachte: Gut, dann ist mein Körper halt männlich, aber ich fühle mich geschlechtslos. Bis er seinen damaligen Freund kennenlernte, einen Transmann. Und begriff: Wenn er ein Mann ist, sind seine Genitalien genauso männlich. Henrik Amalia sagt: «Da fiel bei mir der Groschen: Dann kann mein Penis auch non-binär sein.»
Für Henrik Amalia steht fest: Viele Menschen, die mit den Geschlechtsidentitäten spielen, haben kaum einen Konflikt mit sich selbst – sondern kämpfen gegen die Gesellschaftsnormen, die besagen: Entscheide zwischen Rosa oder Blau, sonst bist du unstet, komisch. «Das verunsichert viele jüngere Menschen.» Amalia hat in ihrem deutschen Pass den Geschlechtseintrag löschen lassen und wünscht sich das auch für die Schweiz.