Noch vor den Missionschefs fuhren am Mittwochnachmittag Vertreterinnen und Vertreter der Berner Behörden in Pferdekutschen vor. Sie wurden von einer berittenen Ehrenformation eskortiert, den Berner Dragonern 1779. Ihre Ankunft vor dem Bundeshaus wurde von Militärmusik begleitet, links und rechts vom roten Teppich standen weitere Rösser Spalier.
Hinter einer Polizeiabschrankung hatten sich ein paar Dutzend Schaulustige versammelt. Die Berner Delegation überbrachte auch als erste dem Bundespräsidenten ihre Neujahrsgrüsse.
Dann fuhren die Diplomaten und Diplomatinnen in Limousinen vor. Ein paar wenige der ausländischen Gäste kamen - auf überraschend unbürokratische Art - zu Fuss. Der Grossteil der Damen und Herren trug klassische Anzüge. Einige Diplomaten aus afrikanischen und asiatischen Staaten kamen in farbenfrohen Landestrachten, der Vertreter Kuwaits war in ein traditionelles Gewand gekleidet.
Einer der Gäste war besonders leicht zu erkennen: Der neue päpstliche Nuntius in Bern, Erzbischof Thomas Gullickson. Ihm kam auch die Aufgabe zu, dem Bundespräsidenten im Parlamentssaal die guten Wünsche zum neuen Jahr zu überbringen - ein «bonne année» im Namen der in der Schweiz akkreditierten Diplomatinnen und Diplomaten. Er äusserte zudem den Wunsch nach mehr Gerechtigkeit und Frieden auf der Welt.
Bundespräsident Schneider-Ammann erwiderte die Glückwünsche. In seiner Rede, die er in den Diplomatie-Sprachen Französisch und Englisch hielt, ging er auf die aktuellen Herausforderungen ein - wirtschaftliche und politische Krisen, Terrorismus, Flüchtlingsströme.
Als kleines Land sei die Schweiz zur Bewältigung dieser Herausforderungen auf die Zusammenarbeit mit anderen Ländern angewiesen. Ein unverzichtbarer Partner der Schweiz sei dabei die EU - und «vice versa», fügte Schneider-Ammann hinzu, mit Blick auf die Gespräche mit Brüssel nach dem Ja zur Zuwanderungsinitiative.
Er erneuerte das Angebot der Schweiz, mit guten Diensten zur Lösung von Konflikten beizutragen. Und erinnerte an das «Internationale Genf». Aussenminister Didier Burkhalter wohnte der Zeremonie ebenfalls bei, zusammen mit Nationalratspräsidentin Christa Markwalder und Ständeratspräsident Raphaël Comte.
Letzteren dankte Schneider-Ammann für den zur Verfügung gestellten Nationalratssaal. Der Saal, sonst ein Gewirr aus Diskussionen, Papierstapeln und Laptops, war für einmal ganz ruhig, die Reihen gefüllt mit fein gekleideten, höchst aufmerksamen lauschenden Gästen. Rund 170 Länder haben hierzulande einen Botschafter oder eine Botschafterin akkreditiert.