Neues zum mutmasslichen Milieu-Mord
Am Montag muss D. K. vor Gericht – obwohl er vermisst wird

Weiterhin fehlt jedes Lebenszeichen von Roland Gislers Vertrautem. Nächste Woche muss D. K. sich vor Gericht verantworten.
Publiziert: 16.12.2023 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2023 um 10:38 Uhr
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Milieu-Beizer Roland Gisler (l.) und der mutmasslich getötete D. K. Sie waren enge Vertraute.
Foto: Siggi Bucher
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Lisa AeschlimannReporterin & Blattmacherin

Seit 143 Tagen fehlt von D. K. (46)* jedes Lebenszeichen. Der Montenegriner gilt als einer der engsten Vertrauten von Roland Gisler (59), dem umtriebigen Wirt des Lokals Neugasshof unweit der Zürcher Langstrasse.

Doch das zuständige Bezirksgericht beharrt darauf, den Vermissten vorzuladen. Morgen Montag, 8.30 Uhr, soll sich D. K. wegen Verstössen gegen das Covid-Gesetz verantworten. Einen entsprechenden Strafbefehl hatte er noch angefochten, bevor er als vermisst gemeldet wurde.

Rückblende: Am 27. Juli um 16.43 Uhr steigt D. K. gemäss Gisler beim Neugasshof zum Türken A. M.* (40) ins Auto. Der Türke und D. K. fahren nach Olten SO. K., der ohne Gepäck unterwegs ist, setzt um 18.08 Uhr sein letztes Lebenszeichen ab: Er versucht erfolglos, Roland Gislers Bruder, der in Montenegro lebt, zu erreichen. Am 18. August führt die Polizei in Olten – dort, wo der Türke D. K. hat aussteigen lassen – eine Megarazzia durch, bei der sie Cannabis beschlagnahmt und mehrere Männer verhaftet. Wie Blick publik machte, gehen die Ermittler davon aus, dass er entführt und getötet wurde.

Anwalt findets absurd

Die Verhandlung wegen mutmasslicher Covid-Verstösse hätte eigentlich bereits Ende September durchgeführt werden sollen: Richter und Verteidiger waren alle im Saal, nur um die Verhandlung dann zu vertagen – weil D. K. nicht auftauchte. «Absurd» sei dies, sagte sein Verteidiger Daniel Walder bereits damals.

Das Gericht liess sich davon nicht beeindrucken: D. K. wurde öffentlich – das heisst im Amtsblatt – vorgeladen. Und dies, obwohl Verteidiger Walder noch immer kein Lebenszeichen von ihm erhalten hat: «Ich gehe nicht davon aus, dass er am Montag auftauchen wird.» Weder dessen Familie noch sonst jemand habe seit dem Verschwinden etwas von D. K. gehört. Würde er noch leben, sagt Walder, hätte er es seine Partnerin und sein Kind wissen lassen. «Da bin ich mir sicher.» 

Sein Anwalt vermutet eine «Auseinandersetzung im Milieu». Die Art des Verschwindens sei unüblich: «Vermutlich kam er irgendwem in die Quere, man wollte ihm eine Abreibung verpassen und das ging schief.»

Zu möglichen Motiven kursieren verschiedene Versionen: Je nach Quelle war es eine Abrechnung, ein Racheakt oder die Beseitigung eines lästigen Gegners. D. K. soll in Geldschwierigkeiten gewesen sein, wie die Tamedia-Zeitungen schrieben. Aus anderen Quellen ist zu hören, dass D. K. Suchtprobleme hatte und verschuldet war.

Drogen mit im Spiel?

Auch ein Streit unter zwei Drogenclans ist nicht auszuschliessen: A. M., in der Szene «Fatboy» genannt, gehört offenbar einem türkischen Drogenclan an, der vier Hanfplantagen in der Schweiz kontrolliert – eine davon in Olten, wo die Polizei die Razzia durchführte. «Fatboy» habe früher selbst im Neugasshof gedealt. Der Türke soll sich mit seiner Familie ins Ausland abgesetzt haben.

Von Insidern ist zu hören, dass die Staatsanwaltschaft 1, die für schwere Gewaltverbrechen zuständig ist, mit Hochdruck ermittelt – jedoch noch keine nennenswerten Erfolge erzielt haben soll. Die Ermittlungen sollen weiterhin gegen unbekannt laufen – einen oder mehrere Verdächtige gibt es bis anhin also nicht.

Die Zürcher Staatsanwaltschaft bestätigt lediglich, dass der Einsatz in Olten wegen eines «möglichen Delikts gegen die Freiheit» erfolgt sei. Dieses Verfahren sei noch am Laufen. Es werde in alle Richtungen ermittelt. 

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