St. Gallen will als erster Kanton die Noten 1 und 2 in den Zeugnissen der Primar- und Oberstufe abschaffen, nur noch die Noten 3 bis 6 vergeben. Das berichtet die „Schweiz am Sonntag“.
Eine 3 soll laut dem Konzept des Erziehungsrat dann bedeuten, dass das Lernziel nicht erreicht wurde, bei einer 6 wurden die Lernziele übertroffen.
Brigitte Wiederkehr, stellvertretende Leiterin des Amtes für Volksschule im Kanton St. Gallen, bestätigte den Plan: Es mache keinen Sinn, ungenügende Leistungen weiter zu differenzieren, sagt sie. «Entweder werden die Lernziele erreicht oder nicht.»
Daneben soll die Zeugnisnote nicht nur aus dem Durchschnitt aller Prüfungsnoten bestehen, sondern auch die mündlichen und praktischen Leistungen berücksichtigen - um zu verhindern, dass durch das Notensystem sonst einfach alle Zensuren besser werden.
Der Kanton Thurgau diskutierte ebenfalls über die Abschaffung, entschied sich aber dagegen. Rolf Dubs (81), renommierter Pädagoge und emeritierter Professor der Universität St. Gallen (HSG), ist skeptisch: «Es ist wichtig, dass schlechte Leistungen auch als schlecht benotet werden."
Das St. Galler Modell zeige Mutlosigkeit und eine Tendenz, «ja keine kritischen Aussagen» zu tätigen. Zudem seien die klassischen Noten von 1 bis 6 stark in der Bevölkerung verankert und für alle verständlich. (at)