Mohammed, der von Muslimen verehrte Prophet, soll gesagt haben: «Wer um Allahs Willen eine Moschee baut, dem wird Allah ein Haus im Paradies bauen lassen.»
Die Machthaber Kuwaits dürfen sich demnach auf besonders viele Häuser freuen. Denn der Emir und seine Gefolgsleute lassen Moscheen auf der ganzen Welt errichten – auch bei uns. SonntagsBlick-Recherchen zeigen, wie der kleine, reiche Golfstaat islamische Zentren in der Schweiz bezahlt.
Im Zentrum der Geldströme steht eine religiöse Stiftung mit Sitz in Prilly VD. Ihr Name: Wakef. Ihr Zweck: Bau, Erwerb und Sanierung muslimischer Gotteshäuser in der Schweiz. Arabischsprachige Unterlagen von Wakef beschreiben mehrere Projekte der Stiftung im Detail. Es handelt sich um grössere Ausbaumassnahmen von Moscheen in Biel BE, Le Locle NE und Freiburg.
Aufgeführt sind beispielsweise teure Renovationsarbeiten an der Al-Badr-Moschee in Le Locle. Als Geldgeberin fungiert die kuwaitische Awqaf-Stiftung, an deren Spitze der Minister für religiöse Angelegenheiten in Kuwait steht. Awqaf bezahlt Moscheen in vielen Ländern. Die Aufsicht über die Finanzierung der Moschee in Le Locle führt gemäss Unterlagen das kuwaitische Zakat House, das «Haus der Almosen».
Neben der Moschee in Le Locle profitieren vermutlich auch solche in Biel und Freiburg von Geldern aus Kuwait. Von SonntagsBlick auf die Unterstützung angesprochen, erklärt ein Sprecher der kuwaitischen Botschaft in Bern: «Die Botschaft bestätigt, dass die Moscheeprojekte von staatsnahen Organisationen Kuwaits finanziert werden.» Der Staat Kuwait und die ihm angeschlossenen Organisationen seien aktiv an der Finanzierung «humanitärer Projekte» weltweit beteiligt.
Projekte kosten Millionen
Unklar bleibt, wie viel Geld aus Kuwait an Schweizer Moscheen fliesst. Die Wakef-Verantwortlichen wollten dazu gegenüber SonntagsBlick nicht Stellung nehmen. Auf ihrer Website sammelt die Stiftung noch immer Spenden für die Projekte. Dies, obwohl einzelne wohl bereits abgeschlossen sind. Zum Beispiel der Umbau der Salah-Eddine-Moschee in Biel, für den Wakef online um 500' 000 Franken bittet.
Deutlich teurer ist das Moschee-Projekt in Freiburg, eine grosse Moschee und eine Koranschule für Kinder. Es soll vier Millionen kosten. Ziel ist laut Projektbeschrieb unter anderem, Nichtmuslime von einem Übertritt zum islamischen Glaubensbekenntnis zu überzeugen.
Der Ausbau der Al-Badr-Moschee in Le Locle ist auf 1,5 Millionen veranschlagt. Aus den Unterlagen geht nicht hervor, ob das Projekt bereits abgeschlossen ist. Nach Auskunft der Stadt datiert der letzte Bauantrag aus dem Jahr 2019. Ob die islamische Wakef-Stiftung weitere Arbeiten plant, ist nicht klar. Eine Spendensammlung für den Ausbau ist nach wie vor online.
Die Gelder aus Kuwait dürfte der Präsident der Waadtländer Wakef-Stiftung persönlich aufgetrieben haben: Mohamed Karmous, ein umtriebiger Frankotunesier aus Neuenburg, der den radikalen Muslimbrüdern nahesteht. Der französische Geheimdienst stufte ihn 2007 als «militanten Islamisten» ein.
Zusammen mit seiner Ehefrau Nadia leitet Karmous mehrere Vereine und Stiftungen in der Romandie und im Tessin. 2019 deckte das Buch «Qatar Papers» auf, wie die beiden dabei von Katar unterstützt werden.
Basierend auf vertrauliche Dokumente belegten zwei französischen Journalisten, wie Katar das Islam-Museum in La Chaux-de-Fonds NE mit 1,4 Millionen Franken mitfinanzierte. Nadia Karmous ist Direktorin des Museums.
Das Museum profitierte auch von Geldern aus Kuwait. Fotos, die SonntagsBlick vorliegen, zeigen, wie Mohamed Karmous schon 2014 einen Scheck über 140'000 Franken vom damaligen kuwaitischen Uno-Botschafter Jamal Al-Ghunaim entgegennimmt. Im Hintergrund prangt ein Bild des autoritär regierenden Emirs von Kuwait.
Von Transparenz fehlt jede Spur
Katar hat seine Hände auch bei der Bieler Salah-Eddine-Moschee im Spiel. Das Gebäude wurde mit Unterstützung der Scheichs gekauft. In einem Schreiben an eine staatsnahe katarische Stiftung bedankt sich Mohamed Karmous im Namen von Wakef für die finanzielle Hilfe. «Dank der Grosszügigkeit des Staates Katar konnten wir die Salah-Eddine-Moschee kaufen.»
Im gleichen Schreiben bittet Karmous die Katarer um weitere Gelder. Das gekaufte Gebäude müsse total renoviert werden. Die Kosten dafür hat nun offenbar Kuwait übernommen.
Die Finanzierung von Moscheen durch ausländische Akteure hat System. Weil die islamischen Vereine in der Schweiz das Geld für solche Bauten oftmals nicht selbst zusammenbringen, springen andere ein. Neben Katar – und nun Kuwait – gibt es schon länger Belege auch für Geldflüsse aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei.
Das saudische Königshaus finanzierte die Genfer Moschee Petit-Saconnex mit Millionen. Die Türkei bezahlt Dutzende Imame in Moscheen in der ganzen Schweiz.
Das wahre Ausmass der Fremdfinanzierung bleibt jedoch trotz einzelnen bekannten Beispielen wohl mehrheitlich im Dunkeln. Viele Moscheevereine sträuben sich gegen Transparenz. So auch die Stiftung Wakef, die sich gegenüber SonntagsBlick nicht zu den Überweisungen aus Kuwait äussern wollte.
«Wer zahlt, befiehlt»
Islamismus-Expertin Saïda Keller-Messahli warnt schon lange, dass auch Kuwait Gelder in islamische Zentren in der Schweiz pumpt. Dafür wurde sie zuweilen von Islamwissenschaftlern kritisiert – sie lasse belastbare Belege vermissen. Jetzt bestätigt die kuwaitische Botschaft die Geldflüsse sogar offiziell.
«Der Einfluss von Kuwait ist mindestens so gross wie jener von Katar», sagt Keller-Messahli. Es gehe bei beiden um Millionen von Franken, die Moscheevereinen, ihren Koranschulen und ihren «sogenannten kulturellen Aktivitäten» zugutekommen.
Keller-Messahli findet die Unterstützung vom Persischen Golf hochproblematisch: «Wer zahlt, befiehlt.» Seit den Sechzigerjahren seien in Kuwait immer wieder Islamisten an der politischen Macht beteiligt – Muslimbrüder wie Salafisten. Die beiden islamistischen Gruppierungen besitzen die Macht im sogenannten kuwaitischen «Islam-Sektor», zu dem auch die Awqaf-Stiftung, das Zakat House und das Ministerium für religiöse Angelegenheiten gehören. Jene Institutionen also, die hinter den Ausbauten der Moscheen in der Schweiz stehen.
Die Islamkritikerin: «Mit der finanziellen Unterstützung von Moscheen in Europa zielen sie auf die Islamisierung der Gesellschaft von unten. Sie wollen den politischen Islam in der Schweiz verankern, der mit demokratischen Werten nicht vereinbar ist.»
Dass der Neuenburger Mohamed Karmous dabei die Fäden zieht, überrascht Keller-Messahli nicht: «Er ist ein zentraler Akteur der Muslimbruderschaft in der Schweiz.» Karmous habe hierzulande ein gosses Netzwerk etabliert, das vorgibt, für die muslimische Bevölkerung der Schweiz zu sprechen. Dieses Netzwerk habe enge Verbindungen zur «paneuropäischen Organisationsarchitektur» der Muslimbruderschaft.
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