Neue Erdbeben-Karte
Wo die Schweiz am wackligsten ist

In der Schweiz gibt es keine Erdbeben-freie Zone mehr. Dies zeigt ein Blick auf das neuste Erdbeben-Gefährdungsmodell des Schweizerischen Erdbebendienstes.
Publiziert: 01.09.2015 um 14:46 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:25 Uhr
Auf der aktuellen Erdbebengefährdungskarte gibt es keine «harmlosen» grünen Flecken mehr. Immer und überall kann die Erde beben.
Foto: Schweizerischer Erdbebendienst (SED)

Die ganze Karte ist mit Gelb- oder Rottönen überzogen. «Harmlose» grüne Flächen wie im Vorgängermodell von 2004 gibt es nicht mehr.

Dennoch hat sich die Einschätzung der Gefährdung für einzelne Regionen seit 2004 nur leicht verändert, wie Verantwortliche am Dienstag vor den Medien in Zürich ausführten.

Das Wallis bleibt auch im Modell 2015 das Gebiet mit der höchsten Gefährdung und ist deshalb tiefrot eingefärbt. Es folgen Basel, Graubünden, das St. Galler Rheintal und die Zentralschweiz.

In Engadin ist die Erdbeben-Gefahr grösser als auf früheren Modellen

Einzig der Kanton Graubünden, insbesondere das Engadin, ist gemäss der Einschätzung des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) etwas stärker gefährdet als bisher angenommen. «Diese leicht erhöhte Einstufung erklärt sich vor allem durch eine andere Beurteilung vergangener Beben», sagte Stefan Wiemer vom SED.

Für eine unmittelbare Gefahr gebe es zwar keine Anzeichen, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Aber man könne nicht genug darauf hinweisen, dass Erdbeben in der Schweiz die Naturgefahr mit dem grössten Schadenspotenzial seien, sagte Wiemer weiter.

500 bis 800 Mal pro Jahr bebt die Erde hierzulande. Grundsätzlich kann es laut Wiemer «überall und jederzeit» in der Schweiz zu einem starken oder gar katastrophalen Beben kommen.

Riesige Schäden bei Grossbeben in Basel

Ein solch katastrophales Erdbeben mit der Magnitude 6,6 hätte in der Region Basel beispielsweise folgende Auswirkungen: 1000 bis 6000 Tote, 45'000 Verletzte, 1,6 Millionen Obdachlose und 50 bis 140 Milliarden Franken Schaden.

Das überarbeitete Erdbebengefährdungsmodell dient Behörden, Ingenieuren und weiteren Fachpersonen als Grundlage, um Entscheide im Bereich der Erdbebenvorsorge und des Risikomanagements zu treffen. So etwa sind sie von Bedeutung für die Erdbebenbaunormen.

Baunormen müssen nicht angepasst werden

Blaise Duvernay vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) überbrachte Ingenieuren und Bauherren am Dienstag gute Nachrichten: Weil es keine markanten Unterschiede zwischen der Gefährdungskarte 2004 und 2015 gibt, besteht nach einer ersten Analyse auch kein Anpassungsbedarf bei den Baunormen.

Die Norm SIA 261 behält somit bis auf Weiteres ihre Gültigkeit. Eine angemessene Bauweise schützt laut den Fachleuten am besten gegen die Folgen eines Erdbebens.

Ausser dem aktualisierten Gefährdungsmodell hat der SED auch ein interaktives Webtool entwickelt. Anhand verschiedener Karten lässt sich erkunden, wann, wo und wie häufig gewisse Erschütterungen zu erwarten sind, und mit welchen allfälligen Folgen zu rechnen ist.

Gewisse Karten richten sich eher an Fachleute, andere sind auch für Laien verständlich, wie Donat Fäh vom SED ausführte. Zu entdecken sind sie unter www.seismo.ethz.ch. (SDA)

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