«Jemand gab sich als Patient aus und beschimpfte mich»
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Am Anlass im Grossmünster:Daniel Koch von Corona-Leugnern angepöbelt

Neben Daniel Koch werden auch andere Corona-Experten bedroht
«Jemand gab sich als Patient aus und beschimpfte mich»

Verschwörungstheoretiker bedrängten Daniel Koch am Montag im Zürcher Grossmünster. Sie sind sauer auf Mr. Corona – aber nicht nur auf ihn. Schweizer Virologen erzählen im BLICK, wie sie mit Corona-Skeptikern umgehen.
Publiziert: 08.09.2020 um 22:51 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2020 um 20:40 Uhr
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Andreas Cerny (64) ist Virologe am Corona-Referenz­spital Moncucco in Lugano. Er bekam schon viele böse E-Mails von Corona-Leugnern.
Foto: Ti-Press
Johannes Hillig

Sie glauben nicht an Corona, sind sauer wegen der Massnahmen, auf die Regierung und besonders die Virologen. Den Zorn der Verschwörungstheoretiker bekam Daniel Koch diesen Montag im Zürcher Grossmünster zu spüren.

Sie kaperten kurzerhand das Gespräch mit Pfarrer Christoph Sigrist und griffen den ehemaligen Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten des Bundesamts für Gesundheit an. Machten ihm Vorwürfe. Schimpften ihren Frust von der Seele. Daniel Koch wurde das Ganze zu bunt. Er flüchtete durch den Hinterausgang.

«Bei Drohungen und Beschimpfungen antworte ich nicht»

Die Zahl der Corona-Skeptiker wächst. Das bekommen besonders die Experten zu spüren: Mediziner, Virologen, Epidemiologen. Unter ihnen befindet sich auch Andreas Cerny (64), Virologe am Corona-Referenz­spital Moncucco in Lugano TI. Oft sind es aus grosser Wut geschriebene E-Mails, die er bekommt: Warnungen, Beschimpfungen. Sein Postfach war deswegen schon überlastet.

«Ich versuche, die E-Mails immer zu beantworten, falls der Inhalt Argumente enthält. Bei Drohungen und Beschimpfungen antworte ich nicht», sagt der Virologe zu BLICK. Aber nicht alle Corona-Leugner schreiben. Andreas Cerny zu BLICK: «Einmal wurde ich von einer Person, die sich als Patient ausgab, am Telefon beschimpft.»

Was ihm auffällt: Die bösen Briefe und Anrufe kommen aus verschiedenen Kantonen, aber bislang noch nie aus dem Tessin. «Ich denke, dass hier bei uns niemand an der Gefährlichkeit des Coronavirus zweifelt. Viele Personen im Tessin haben schwere Verläufe und Todesfälle im Familien- und Bekanntenkreis erlebt.»

Virologe versteht die Wut der Corona-Leugner

Angst vor den Verschwörungstheoretikern hat Cerny nicht. Er kann nachvollziehen, wieso diese Menschen sauer und skeptisch sind. Denn die Massnahmen hätten viele finanziell hart getroffen. «Wenn man dies mit fehlender persönlicher Erfahrung mit der Erkrankung kombiniert, dann können Zweifel aufkommen.» Dann sei man empfänglich für Theorien, die hinter der Krankheit eine grosse Verschwörung vermuten.

Während der Tessiner Virologe mit den Corona-Leugnern in einen Dialog tritt, hat Christian Griot, Leiter des Schweizer Instituts für Virologie und Immunologie, eine andere Strategie. «Argumentieren bringt kaum etwas. Jeder hat seine Meinung, und das ist ja grundsätzlich gut. Ich lasse es jeweils so stehen», sagt Griot zu BLICK.

Er habe bislang keine bösen E-Mails oder Anrufe erhalten. Dass immer mehr Menschen Theorien vertreten, die hinter Corona eine weltweite Verschwörung wittern, wundert Griot nicht. Das sei zu erwarten gewesen mit der weiter andauernden Pandemie und den Massnahmen. Ändern könnte das nur eine Impfung. Darauf hofft nun Griot. «Aber nicht als Zwangsimpfung», betont der Virologe. Das dürfte auch viele Corona-Skeptiker freuen. Schliesslich befürchten viele von ihnen genau das: eine Impfpflicht.

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