Schlag gegen ’Ndrangheta: Wie sich Francesco und sein Onkel Antonio versteckten
Dolce Vita im Wallis

Antonio und Francesco N. wurden in Italien zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Im Wallis tauchten sie unter, bis sie letzte Woche verhaftet wurden.
Publiziert: 13.03.2016 um 19:53 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:40 Uhr
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Festgenommen: Francesco N. (34) stählte seinen Körper im Gym, genehmigte sich aber auch mal einen Cocktail.
Foto: zVg
Cyrill Pinto

Drei- bis viermal die Woche stählte Mafioso Francesco N.* (34) seinen Körper in Sams Gym in Stalden VS. «Als ich von der Verhaftung der zwei Mafiosi im Oberwallis hörte, dachte ich sofort an ihn», so Samuel Millius (27), Betreiber des Studios.

Francesco N. ist einer der 15 Mafiosi, die am letzten Dienstag von der Polizei in der Schweiz verhaftet wurden (BLICK berichtete). Seit Februar trainierte der Mann aus dem süd­ita­lienischen Kalab­rien regelmässig. «Er kam jeweils tagsüber, als nicht so viele Leute hier waren», sagt Millius. Offenbar hatte der verurteilte Mafioso viel Zeit.

Nur ein paar Hundert Meter vom Gym entfernt, an der Hauptstrasse, wohnte Francesco N. in einem alten Holzhaus. An der Wohnungstür sind noch Spuren des Polizeizugriffs zu sehen. Mit einem Rammbock verschafften sich die Ordnungshüter letzten Dienstag Zugang.

Ein paar Kilometer von Francescos Bleibe entfernt, in Saas-Grund VS, lebte sein Onkel Antonio N.* (60) mit seiner Frau im Haus Tabor, in der Wohnung im Obergeschoss.

Eine Bekannte aus Saas-Almagell VS kennt Antonio gut: «Er war vor 30 Jahren schon mal hier, kehrte dann zurück nach Kalabrien.» Vor drei Jahren kam er wieder. Im Winter arbeitete Antonio N. für die Bergbahnen. Im Sommer auf dem Bau. «Er wusste, dass ihn die Polizei irgendwann verhaften würde», sagt die Bekannte.

Vor den Zugriffen in Stalden und Saas-Grund schlug die Polizei in Visp VS zu. Sie verschaffte sich Zutritt zu drei Wohnungen an der Kantonsstrasse. In einer wohnt ein Vetter von Antonio N. Der Mafioso besuchte seinen Verwandten regelmässig. Um vier Uhr früh stürmte die Polizei dessen Wohnung in einem ­Industriebau. Der Angehörige: «Es knallte, dann hielt man mir eine Maschinenpistole an den Kopf.»

Die Polizei legte dem Kalabresen Handschellen an, befragte ihn, durchsuchte seine Wohnung. «Sie werfen mir Komplizenschaft vor», so der Strassenbauer, der nicht festgenommen wurde. «Die Polizei installierte eine Kamera vorm Haus und beobachtete, wie oft mich Antonio und Francesco besuchten. Dabei assen wir nur zusammen Spaghetti.»

* Namen der Redaktion bekannt

Das unauffällige Leben des Antonio N.

Der verurteilte Mafioso Antonio N. (60) führte in Saas-Grund VS ein unauffälliges Leben, arbeitete bis letzte Woche am Kinderskilift von Saas-Almagell. «Er wusste, dass er irgendwann seine Strafe absitzen muss», sagt eine Bekannte. Antonios Neffe Francesco N. (34) sitzt auch in Auslieferungshaft. Er lebte in Stalden VS und arbeitete als Betonfräser in Visp VS.

Antonio N. lebte mit seiner Frau in Saas-Grund.
Antonio N. lebte mit seiner Frau in Saas-Grund.

Der verurteilte Mafioso Antonio N. (60) führte in Saas-Grund VS ein unauffälliges Leben, arbeitete bis letzte Woche am Kinderskilift von Saas-Almagell. «Er wusste, dass er irgendwann seine Strafe absitzen muss», sagt eine Bekannte. Antonios Neffe Francesco N. (34) sitzt auch in Auslieferungshaft. Er lebte in Stalden VS und arbeitete als Betonfräser in Visp VS.

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