Der zerbeulte alte Ford war schon vollgepackt und Barbara Schwager auf dem Weg zurück nach Ettenhausen TG. Sie hatte sich mit ihrem pakistanischen Flüchtlings-Lover Nadeem Akram verkracht, er hatte sie geschlagen, sie sich von ihm getrennt (BLICK berichtete). Und doch entscheidet sich die Schlepperin aus Leidenschaft im letzten Moment um, bleibt. Sie trägt ihre Koffer wieder in die romantische Dachgeschosswohnung im Herzen der Altstadt von San Giovanni Valdarno (I).
«Ich konnte nicht anders», sagt Barbara Schwager, «ich liebe Nadeem doch so sehr.» Die Schweizerin zieht wieder ins leere Liebesnest und wartet darauf, dass ihre grosse Liebe zu ihr zurückkehrt.
Alles schien in Scherben zu liegen
Für ihren Flüchtling war sie zur Schlepperin geworden. Seinetwegen sass sie in Deutschland in U-Haft, wurde zu sieben Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Im Juni verliess sie ihre Schweizer Heimat, schleuste Nadeem über die Grenze nach Italien. Dort wollten sie heiraten. Doch auch in Italien konnte oder wollte niemand dem verzweifelten Paar helfen. Eine Trauung schien ausweglos.
Der Trennung von Nadeem folgen zermürbende Tage. Voller Einsamkeit, Selbstzweifel und Zukunftsangst. Das Geld geht aus. Selbst die IV-Ergänzungsleistungen sind gestrichen. Ihre Wohnung in Ettenhausen hat die Gemeinde gekündigt. «Das Sozialamt in Aadorf hat mich fallen lassen», klagt Barbara Schwager.
Die Schlepperin nimmt eine Überdosis Insulin
«Ich hatte nicht mal mehr zu fressen für meine beiden Hunde», erzählt die 56-Jährige weiter, «ich war so verzweifelt.» Hinzu kommen starke Rückenschmerzen. Liebeskummer. Hoffnungslosigkeit. «Da wollte ich Schluss machen», sagt die Zürcherin.
Die verliebte Schlepperin leidet an Diabetes. Sie hat noch Medikamente im Gepäck. Barbara Schwager nimmt eine Überdosis Insulin und Blutverdünnungsmittel. Ein tödlicher Cocktail, wäre nicht plötzlich Nadeem wieder aufgetaucht. Er habe so Sehnsucht nach seiner Bobo gehabt und gehofft, sie in ihrem alten Liebesnest in San Giovanni Valdarno zu finden, sagt der Flüchtling.
Er sieht seine Bobo apathisch auf dem Bett liegen. Das Gesicht ist rot und geschwollen. «Ich dachte, Bobo stirbt», erzählt Nadeem BLICK unter Tränen.
«Ich habe eine grosse Dummheit gemacht»
Der Flüchtling ruft die Ambulanz. Barbara Schwager kommt mit Blaulicht ins Spital nach Montevarchi (I). Auf der Intensivstation geben die Ärzte alles, um das Leben der Schweizerin zu retten. «Ihr Zustand war kritisch», sagt ein Pfleger. «Wir wussten ja nicht, was sie genommen hatte.»
Seit Tagen hängt Barbara Schwager an Schläuchen. Doch sie ist bei Bewusstsein. «Mir geht es von Tag zu Tag besser», sagt sie zu BLICK. Doch ihre Stimme ist dünn. «Ich habe da eine grosse Dummheit gemacht. Ich wusste einfach nicht mehr ein und aus. Wäre Nadeem nicht gewesen – ich würde heute nicht mehr leben.»
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
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Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net