Ronny Greutmann (23) schiebt dem schwarz-weissen Kälblein einen Milchschoppen ins Maul. «Das Trinken aus der Flasche muss es noch üben», sagt er. Erst einen Tag alt ist das Kleine, die Nabelschnur hängt noch am Bauch. Nach zwei Anläufen klappt es, das Kalb nuckelt gierig an der Flasche. Währenddessen saugt die Melkmaschine im Stall literweise Milch aus dem Euter der Mutterkuh.
Greutmann, gross und schlank, trägt hohe Gummistiefel und Handschuhe. Hier, auf dem Berghof Hallau im Kanton Schaffhausen wird er im zweiten Lehrjahr zum Landwirt ausgebildet. Damit gehört er zu jenen jungen Schweizern, die in den letzten Jahren stetig zahlreicher eine Lehre in der Landwirtschaft machen: Sie werden Bauer, Winzer, Geflügelfachfrau oder Gemüsegärtner. Das sind sieben Prozent mehr als noch vor sieben Jahren. 2011 lernten noch 3105 Personen einen landwirtschaftlichen Beruf, heuer sind es 3581.
Häufig erst die Zweitausbildung
Auch junge Frauen erobern das Berufsfeld. In Hallau etwa teilt sich eine Lehrtochter die Büez mit Greutmann und dem Chef – sie halten Milchkühe und Mastkälber, betreiben Futter- und Weinbau.
Viele der Stifte sind auf Familienbetrieben aufgewachsen und möchten sie später übernehmen. Während der Lehre wohnen und arbeiten sie auf wechselnden Höfen. Häufig steigen sie via Zweitausbildung in die Landwirtschaft ein – so auch Ronny Greutmann. Er absolviert die Lehre in zwei, statt drei Jahren. Vorher arbeitete er als Polymechaniker. Zwar hatten seine Eltern keinen Hof, dafür die Grosseltern. Sein Traum ist es, bald selbst einen Hof zu führen.
Lieber Kuhmist als Bullshit
Nun steht der junge Bauer jeden Tag um sechs Uhr im Stall, putzt, melkt, füttert. Kurz nach 18 Uhr trifft man ihn noch immer im Melkraum. Die Tage sind lang, Wochenende hat er nur alle zwei Wochen, dafür drei Tage lang. «Man gewöhnt sich daran», sagt er.
Es erstaunt ihn trotzdem, dass immer mehr junge Leute in die Landwirtschaft einsteigen: «Immerhin stehen Bauern stets im Fadenkreuz der Politik.» Und die Arbeit wird in Zukunft nicht einfacher, da ist sich auch Martin Schmutz, Leiter Agriprof beim Schweizer Bauernverband, sicher: «Es reicht nicht mehr, den Anbau oder den Umgang mit den Tieren perfekt zu beherrschen. Man muss auch die ganze Administration, die immer anspruchsvollere Technik, Kosten und Vermarktung der Produkte im Griff haben.» Trotz allem: Die Lehre wird beliebter.
Kurz vor Feierabend muss Ronny Greutmann noch die Melkmaschinen auswaschen und den Traktor abspritzen. Er selbst erklärt sich das Interesse am Beruf vor allem mit dessen Vielseitigkeit. Martin Schmutz sieht noch mehr Gründe: «Viele Junge sehen grossen Reiz darin, in ihrer späteren Tätigkeit selbständig zu wirken.» Zudem sehe man in der Landwirtschaft konkrete und essbare Resultate: «Landwirtschaft ist sozusagen das Gegenteil von sogenannten Bullshit-Jobs.»
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Es sieht düster aus für unsere Landwirtschaft: Auf vielen Schweizer Bauernhöfen geht das Licht aus, weil Nachfolger fehlen oder der Betrieb nicht mehr rentiert. Und auch auf den Feldern und in den Ställen rumort es. Kritik – manchmal unbegründet, oft wichtig – wird laut.
Zumindest eines scheint klar: Es kann nicht sein, dass die Böden durch den übermässigen Einsatz von Dünger und Giften immer weniger Nährstoffe enthalten. Dass unzählige Nutztiere unter den Bedingungen der Massentierhaltung leiden. Und dass grosse Mengen an Gemüsen schon auf dem Feld zurückgelassen werden, nur weil sie nicht der Norm entsprechen.
Ein Umdenken ist nötig. Vor allem bei den Konsumenten und Grossverteilern. Aber eben auch bei jenen, die am Anfang der Nahrungskette stehen: den Landwirten.
Doch jetzt gibt es einen Lichtblick: Immer mehr junge Schweizerinnen und Schweizer machen eine Lehre in der Landwirtschaft. Es sind engagierte Menschen, die in und mit der Natur arbeiten wollen. In einer Zeit, in der Bauern immer mehr Anforderungen gerecht werden müssen, ist es sicher nicht einfach, in diesen Beruf einzusteigen.
Doch der Nachwuchs hat auch eine grosse Chance: Er kann neue Ideen und frische Ansätze in die Landwirtschaft einbringen und so vieles verändern. Die Stifte sind Hoffnungsträger für eine nachhaltige Zukunft der Lebensmittelproduktion. Haben sie die richtigen Ideen zur richtigen Zeit, können sie die Landwirtschaft retten. Und vielleicht auch das Fortbestehen einer intakten Natur.
Es sieht düster aus für unsere Landwirtschaft: Auf vielen Schweizer Bauernhöfen geht das Licht aus, weil Nachfolger fehlen oder der Betrieb nicht mehr rentiert. Und auch auf den Feldern und in den Ställen rumort es. Kritik – manchmal unbegründet, oft wichtig – wird laut.
Zumindest eines scheint klar: Es kann nicht sein, dass die Böden durch den übermässigen Einsatz von Dünger und Giften immer weniger Nährstoffe enthalten. Dass unzählige Nutztiere unter den Bedingungen der Massentierhaltung leiden. Und dass grosse Mengen an Gemüsen schon auf dem Feld zurückgelassen werden, nur weil sie nicht der Norm entsprechen.
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Doch jetzt gibt es einen Lichtblick: Immer mehr junge Schweizerinnen und Schweizer machen eine Lehre in der Landwirtschaft. Es sind engagierte Menschen, die in und mit der Natur arbeiten wollen. In einer Zeit, in der Bauern immer mehr Anforderungen gerecht werden müssen, ist es sicher nicht einfach, in diesen Beruf einzusteigen.
Doch der Nachwuchs hat auch eine grosse Chance: Er kann neue Ideen und frische Ansätze in die Landwirtschaft einbringen und so vieles verändern. Die Stifte sind Hoffnungsträger für eine nachhaltige Zukunft der Lebensmittelproduktion. Haben sie die richtigen Ideen zur richtigen Zeit, können sie die Landwirtschaft retten. Und vielleicht auch das Fortbestehen einer intakten Natur.