Nach Unglück in Pfäfers SG mit zwei Toten – Experte Matthias Brunner erklärt, warum es zu Baum-Umstürzen kommt
«Trotz Kontrollen kann es zu einem Baumsturz kommen»

In Pfäfers SG kam es am Sonntag zu einem tragischen Unfall: Ein Baumstamm löste sich von der Felswand und tötete eine Mutter und ihren Sohn. Doch wie kommt es dazu, dass Bäume umstürzen? Ist die Trockenheit schuld an der Tragödie?
Publiziert: 22.08.2022 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2022 um 08:16 Uhr
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In Pfäfers SG ist es am Sonntag zu einem tragischen Unglück gekommen.
Foto: BRK News
Carla De-Vizzi

In Pfäfers SG endete am Sonntag ein Ausflug einer Wandergruppe tödlich. Nahe der bekannten Taminaschlucht verloren eine 42-jährige Frau und ihr sechsjähriger Sohn auf tragische Weise ihr Leben: Vom oberen Teil der Felswand löste sich ein Baumstamm und erwischte dabei die im Kanton Appenzell Ausserrhoden wohnhafte Mutter und ihren Sohn.

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Dabei handelt es sich um keinen Einzelfall. Auch in Österreich sind letzte Woche zwei Mädchen von einem Baum erschlagen worden. Doch weshalb stürzen Bäume um? Hat die Dürre-Periode etwas damit zu tun? Für den unabhängigen Baumexperten Matthias Brunner (56) ist klar: Die Trockenheit könne höchstens ein Mitgrund für einen Sturz sein. Allein schuld an der Tragödie sei die Dürre nicht. «Das Thema ist hochkomplex. Es gibt unzählige Gründe, warum es zu einem Baumsturz kommen kann», sagt der Forstingenieur zu Blick. Er weiss, wovon er spricht. Seine Firma analysiert im Jahr rund 6500 Bäume in der ganzen Schweiz.

Bäume seien vor allem dann trockenheitsempflindlich, wenn sie auf Böden stehen, wo der verfügbare Wurzelraum für sie zu klein ist oder fast gar kein Wasser gespeichert werden kann. «Dann kann der Baum zu wenig Wasser aufnehmen, und die Trockenheit wird ihm zum Verhängnis.» Sturzgefährdet seien auch Bäume, die schon krank sind. Wenn es dann zusätzlich noch trocken sei, sterbe der Baum ab.

Waren in Pfäfers die Baumwurzeln von einem Pilz befallen?

Welche Umstände zum Unglücksfall in Pfäfers geführt haben, kann der Experte nicht sagen. Grundsätzlich unterscheide man zwischen einem Baumbruch und einem Baumwurf. Während im ersten Fall Baumteile wie der Stamm oder die Krone abbrechen, löst sich im zweiten Fall der ganze Baum samt Wurzeln aus dem Boden.

Beiden Szenarien lägen häufig Krankheiten zugrunde. Bei einem Baumbruch-Szenario machen sich Anzeichen wie Pilze, Totholz und Rindenschäden bemerkbar. «Im Falle eines Baumwurfs sind jedoch häufig die Wurzeln von einem Pilz befallen oder der Wurzelraum zu klein, sodass Baumstürze oft nur schwer vorausgesagt werden können.»

Dem Experten zufolge gibt es keine spezifischen Baumarten, die von diesem Phänomen besonders betroffen seien. Das Risiko sei jedoch geringer, wenn es sich um sogenannte standortangepasste Baumarten handle. «Standortangepasst ist eine Art dann, wenn sie über viele Baum-Generationen hinweg in einer bestimmten Region und Höhenlage wächst», so Brunner. Dann gelten für Bäume die optimalen Voraussetzungen, um gesund und resistent gegen Krankheiten zu sein.

Das solltest du als Baumbesitzer wissen

Doch worauf sollte man als Baumbesitzer achten? «Wichtig ist, dass man seine Bäume gut beobachtet und sich bei auffälligen Veränderungen des Zustands sofort an eine Fachperson wendet», erklärt der Experte. Aussergewöhnlich können dabei Pilze, Schäden am Stamm, verfärbte Blätter, Rindenschäden oder das übermässige Verlieren von Nadeln oder Blättern sein.

Dennoch bestehe natürlich immer ein Restrisiko. «Trotz regelmässiger Kontrollen kann es zu einem Baumsturz kommen.» Elementarereignisse wie Gewitter könne man natürlich nicht kontrollieren – und die würden künftig immer häufiger. Solche seien imstande, Stürze bei völlig gesunden Bäumen zu verursachen.

Die Taminaschlucht bleibt bis Mittwoch gesperrt, wie die Polizei mitteilt. Das Gelände werde von Experten begutachtet und untersucht. Die Arbeiten im steilen Gelände könnten teilweise nur mit Kletterausrüstungen und in Seilschaften ausgeführt werden.

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