Dietikon ZH. Effretikon ZH. Rupperswil AG. Drei Unfälle in neun Tagen mit leistungsstarken BMWs. Allesamt Neulenker, denen das Heck ausbrach. Zuletzt knallte ein 23-Jähriger in ein Fabrikgebäude – und verursachte einen Sachschaden von 100'000 Franken (BLICK berichtete).
Wieso häufen sich die Unfälle? Liegt es etwa an der Marke? BMW weist den Vorwurf gegenüber BLICK zurück: «Rund 77 Prozent der Unfälle werden mit dem Verhalten einer Person begründet», sagt Sprecher Sandro Kälin.
Wer bei einem BMW mit 600 PS das Gaspedal durchdrückt, spürt diese Kraft sofort – vor allem, wenn er das Auto ohne Stabilitätskontrolle steuern will. Dabei handelt es sich um eine Fahrerassistenz, die unter anderem das Ausbrechen des Autos verhindert. BMW-Sprecher Kälin: «Von einem manuellen Deaktivieren dieses Systems im Strassenverkehr raten wir klar ab!»
Junge Fahrer können Gefahr nicht einschätzen
Daran halten sich aber offenbar nicht alle Junglenker. Rennfahrer Oliver Glaninger (43), der seit über 25 Jahren Erfahrung mit den BMW-Boliden hat, warnt: «Als Laie sollte man die Finger von diesem System lassen.» Besonders junge oder unerfahrene Fahrer können die Kraft der Autos nicht einschätzen und mit solchen Situationen umgehen.
Glaninger leitet Weiterbildungs-Kurse, wo dieses Ausbrechen thematisiert wird. «Selbst bei erfahrenen Fahrern kann das passieren. Sie wissen aber, damit umzugehen», sagt er. Ein Fall von jugendlichem Leichtsinn also.
Diese Problematik ist auch Fahrlehrern bekannt. «Junge Männer wollen gern mit teuren Karren angeben», sagt Mehmet Tuskan (36). Er ist seit fünf Jahren Leiter der Fahrschule Fit2drive in Zürich und hat viele junge Schüler. Auch der Zugang zu schnellen Autos sei einfacher geworden, kritisiert Tuskan. «Jeder kann heute einen Ferrari leasen. Doch um solche Wagen zu lenken, fehlt ihnen schlicht die Erfahrung.»
Experten fordern PS-Begrenzung für Neulenker
Die Experten sind sich einig: Den Neulenkern müssen Grenzen gesetzt werden. «Eine PS-Begrenzung wie bei Motorrädern wäre gut», sagt Tuskan. Glaninger stimmt dem zu und fügt an: «In den ersten Jahren als Fahrer sollten die Assistenzsysteme nicht ausschaltbar sein.»
Doch letztlich liege die Verantwortung in solchen Fällen bei den Fahrern. Egal, wie viel PS ihr Gefährt unter der Haube hat.