Die Altersguillotine traf ihn mit voller Härte: Andy Borg (54) moderierte am Samstag seinen letzten «Musikantenstadl». Der Österreicher war den Verantwortlichen des Schweizer Fernsehens, des Bayerischen und der Österreichischen Rundfunks zu alt. Auffrischung musste her – deshalb übernimmt mit Francine Jordi (38) und Alexander Mazza (42) jetzt der Nachwuchs.
Immer jünger und flotter. Der Jugendwahn beunruhigt die Moderatoren am Leutschenbach. Viele SRF-Aushängeschilder sind in Borgs Alter oder deutlich älter. Darunter Röbi Koller (57, «Happy Day»), Kurt Aeschbacher (66, «Aeschbacher»), Stephan Klapproth (56, «10 vor 10»), Matthias Hüppi (57, «Sportpanorama) sowie Katja Stauber (52, «Tagesschau»).
Mit seiner Samstagabend-Show «Happy Day» erzielt Röbi Koller Spitzenquoten. Trotzdem macht er sich Gedanken über sein Alter. «Klar spürt man die junge Konkurrenz», gesteht er. «Der Personenkult hat in den letzten Jahren zugenommen. Sobald jemand Junges moderiert, wird ein riesen Tamtam gemacht.» Das sei früher ganz anders gewesen.
Mit der neuen High-Definition-Qualität, der fünfmal höheren Bildauflösung, ist jetzt jedes Fältchen der Moderatoren zu sehen. Das schreckt Kurt Aeschbacher nicht ab, weiter vor den Kameras zu stehen: «Soll ich jetzt meine Falten und mein Gesicht, das ein Leben lang gelacht, geweint und gelebt hat, plötzlich als hässlich empfinden? Sicher nicht!»
Den Jugendwahn beim Fernsehen bestätigt Medienpsychologe Franz-Josef Groebel (64). Senderverantwortliche würden heute Moderatoren im Alter von 35 und 50 Jahren bevorzugen. «Was darunter liegt, wird nicht ernst genommen. Alles darüber, ist zu alt», sagt er. Dabei liege das Durchschnittsalter der Zuschauer bei öffentlich-rechtlichen Sendern bei 60 Jahren. «Das Verhalten der TV-Macher ist eine Frechheit. Sie stempeln ihr Hauptpublikum einfach mal so als zu alt ab.» Das ist für Groebel nicht nachvollziehbar, denn die Kaufkraft der älteren Generation sei deutlich gestiegen. «Es gab darum eine Verschiebung bei den werberelevanten Zielgruppen.»
Laut dem SRF sei der Rauswurf weiterer Moderatoren kein Thema. «Ohne Röbi Koller oder Kurt Aeschbacher können wir uns ihre Sendungen nicht vorstellen», sagt SRF-Sprecherin Andrea Wenger. Wie schnelllebig das TV-Geschäft ist, musste Andy Borg erfahren.
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